HAIKO´S FILMLEXIKON

DREI FARBEN: BLAU
DREI FARBEN: WEISS
DREI FARBEN: ROT


DREI FARBEN: BLAU

„Ich habe verstanden, dass ich nur noch eins tun werde: nichts. Das ich keinen Besitz mehr will, keine Erinnerungen, keine Liebe, keine Bindung, keine Freunde. Das alles sind nur Fallen“.

Dies ist der erste Teil der „DREI FARBEN“-Trilogie von Krzysztof Kieslowski. Die drei Farben sind Blau, Weiss und Rot und bilden die französische Flagge. Die drei Farben symbolisieren die Worte „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“ und jeder der drei Filme widmet sich einem dieser Schlagworte.

„DREI FARBEN: BLAU" handelt von Julie. Bei einem Autounfall stirbt ihre Tochter und ihr Mann, der ein großer und berühmter Komponist ist und der gerade dabei war, das "Europa-Konzert" zu schreiben. Nach einem misslungenen Selbstmordversuch beschließt sie, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein völlig neues Leben zu beginnen. Sie verkauft ihr Hab und Gut, zieht nach Paris und lebt dort so einsam, wie es halt nur geht, vor sich hin. Doch das Leben holt sie immer wieder ein und sie erkennt, daß es nichts hilft, die Vergangenheit zu verdrängen, sondern daß es besser ist, sie zu bewältigen. Durch die Musik ihres Mannes erkennt sie dieses und mit dem Komponisten Olivier versucht sie, die Komposition zu vollenden. Auch erwachen wieder zarte Gefühle in ihr...

Krzysztof Kieslowski ist kein Mann der einfachen Popcorn-Filme. Seine Werke haben immer eine anspruchsvolle Tiefe und leben durch eine extreme Ruhe. Er schafft es perfekt, Musik, Bilder und Musik miteinander zu verbinden und aus seinen Schauspielern das Großtmögliche herauszuholen, so dass diese es schaffen, mit nur wenig Mimik den größten Effekt zu erzielen. In diesem Falle darf Juliette Binoche ihr Talent beweisen und tut dies auf sehr eindrucksvolle und nachhaltig wirkende Art. Mit „DREI FARBEN: BLAU“ beschreibt Kieslowski den Begriff „Freiheit“ und meint damit nicht die politische oder gesellschaftliche Freiheit, sondern die Freiheit, sein Leben leben zu können, die Freiheit, sich von Zwängen lösen zu können und die Freiheit, Ruhe zu finden.

Die deutsche DVD von Concorde präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital 2.0) sowie in Französisch (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es die Trailer zur Trilogie (1:52 Min., 1:38 Min., 1:32 Min.) und eine Filmlektion von Krzysztof Kieslowski. Hier erzählt er darüber, wie wichtig Details sind, zum Beispiel wie schnell sich ein Zuckerstück voll saugt und einiges mehr (7:52 Min.). Weiterhin gibt es ein Interview mit Juliette Binoche (gesamt 23:10 Min.), ein Interview mit Jacques Witta (gesamt 13:57 Min.), ein Interview mit dem Produzenten Marin Karmitz (gesamt 16:23 Min.), Bio- und Filmographien von Juliette Binoche, Krzysztof Kieslowski, Krzysztof Piesiewicz (Drehbuch) und Zbigniew Preisner (Musik), Trailer zur „ARTHUR BOHN EDITION“, zur „DIE GIUSEPPE TORNATORE EDITION“, zu „CYRANO VON BERGERAC“, zur „DIE DREI FARBEN“-Trilogie und zu „MEINE FRAU, DIE SCHAUSPIELERIN“ sowie einen DVD-Rom-Part.

Originaltitel: Trois Couleurs-Bleu

Regie: Krzysztof Kieslowski

Darsteller: Juliette Binoche, Benoît Régent, Florence Pernel, Hélène Vincent, Charlotte Véry, Emmanuelle Riva

Frankreich/Polen 1993

(H.H.)


DREI FARBEN: WEISS

Ein Pole in Paris. Dominique lässt sich von ihrem impotenten Partner Karol auf recht unschöne Weise scheiden, bzw. sie lässt die Heirat für nichtig erklären, weil seit dem Hochzeitstag kein Sex stattgefunden hat. Seitdem lebt Karol nur mit seinem Koffer auf der Strasse und er ist wütend und traurig zugleich, zumal er öfter Dominiques Haus beobachtet und bemerkt, dass sie sich mit Männern trifft. Auf der Strasse begegnet ihm ein Landsmann namens Mikolaj, die beiden freunden sich an und sie beschließen, zusammen nach Polen zurückzukehren. Weil Karol keinen Pass mehr hat, reist er in seinem Koffer nach Polen und gerät in seinem Land sofort an Ganoven. Mit letzten Kräften kommt er bei seinen Eltern an, arbeitet hier wieder als Friseur und macht nebenbei illegale Geschäfte mit Immobilien. Dabei ist er sehr erfolgreich und erwirbt einiges an Geld. Zusammen mit Mikolaj gründet er eine Organisation in Warschau und sie kommen zu sehr viel Geld. Daraufhin plant er, sich an Dominique zu rächen und inszeniert seinen eigenen Tod, damit sie nach Warschau kommt...

Das ist mit Sicherheit der fröhlichste Film dieser „DREI FARBEN“-Trilogie, wobei man ihn auch nicht wirklich als fröhlich bezeichnen kann, vielleicht als komisch-melancholisch. Es handelt sich um den zweiten Teil und dieser behandelt die Farbe Weiss, die zweite Farbe auf der französischen Flagge und diese steht für Gleichheit. Es bleibt aber ein bisschen verschlossen, wo hier Gleichheit abgearbeitet wird. Vielleicht, weil es darum geht, gleiches mit gleichem zu vergelten? Im Grunde geht es auch mehr um Verschiedenheit. Der Unterschied zwischen Warschau und Paris, der Unterschied zwischen der selbstsicheren, hübschen Französin und dem schüchternen unsicheren Polen, dem Unterschied zwischen Mann und Frau,  und, wie es im Booklet der DVD so schön steht: „Weiss ist eine schwarze Komödie“. Ein wunderbarer Film, ein kleines Meisterwerk von Krzysztof Kieslowski.

Die deutsche DVD von Concorde präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital 2.0) und Französisch (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es eine Filmlexikon mit dem Regisseur (10:45 Min.), ein Interview mit Julie Delpy (24:32 Min.), ein Interview mit dem Produzenten Marin Karmitz (gesamt 5:39 Min.), mehrere Making Ofs (16:55 Min.), Biographien und Filmographien zu Julie Delpy, Zbigniew zamachowski, dem Drehbuchautoren Krzysztof Kieslowski, Krzysztof Piesiwicz und dem Komponisten Zbigniew Preisner. Weiterhin gibt es Infos zur Arthur Cohn-Edition, der Giuseppe Tornatore Edition, der Drei Farben-Trilogie sowie zu den Filmen „“CYRANO VON BERGERAC“ und „MEINE FRAU, DIE SCHAUSPIELERIN“.  Außerdem gibt es noch einen DVD-Rom-Part.

Splatter SFX Humor  Action Anspruch Spannung  Erotik Musik+Sound Gesamt 
0 0 2 0 3 2 3 4

Originaltitel: Trois Colouleurs: Blanc

Regie: Krzysztof Kieslowski

Darsteller: Zbigniew Zamachowski, Julie Delpy, Janusz Gajos, Jerzy Stuhr

Frankreich/Polen/Schweiz 1993

(H.H.)


DREI FARBEN: ROT

Paris. Fotomodell und Studentin Valentine fährt einen Hund an und da an dem Halsband die Adresse des Besitzers ist, fährt sie dort hin, um das Tier vorbeizubringen. Hier lernt sie einen alten, recht verbitterten Richter im Ruhestand kennen. Sie ist sehr irritiert, denn sie bemerkt, dass der Mann so gut wie gar nicht mehr sein Haus verlässt und die Telefongespräche seiner Nachbarn abhört. Die Leute an sich sind ihm egal, auf seine zynische Art amüsiert er sich über ihr dämliches Gequatsche. Valentine ist ein ganz anderer Mensch und beginnt sich für den Richter zu interessieren und er kommt nach und nach aus seinem Schneckenhaus heraus und befasst sich mit seinem Leben und der Bewältigung seiner Probleme aus der Vergangenheit...

Dies ist der letzte Teil der “DREI FARBEN”-Trilogie von Krzysztof Kieslowski und man kann auch diesen nur als Meisterwerk bezeichnen. Bei „ROT“ kann man erkennen, dass der Meister beginnt, sich selbst zu zitieren, was allerdings nicht aus Ideenmangel heraus geschieht, sondern als bewusstes Stilmittel zelebriert wird. In „ROT“ beschreibt Kieslowski das Wort „Brüderlichkeit“, was er im engeren Sinne mit „Interesse an seinen Mitmenschen“ beschreibt. Valentine zum Beispiel ist es nicht gleichgültig, was mit dem Hund passiert und was mit den Leuten passiert, die der Richter beobachtet. Ihr Freund hingegen übertreibt das „Interesse“ an seiner Freundin auf unangemessene Weise. Auf der einen Seite ist sie ihm vollkommen egal, auf der anderen Seite schreibt er ihr einen Haufen Dinge vor. Der Richter an sich ist auch ein Phänomen, denn das Wohlergehen seines Hundes ist ihm egal, sein Haus hat er seit langem nicht verlassen und trotzdem verfolgt er mit Interesse das Treiben seiner Nachbarn, obwohl ihm die Leute auch völlig egal sind. Dies alles wird im Zusammenhang gesehen mit der heutigen Form der Medien und der damit verbundenen veränderten Kommunikation. Dem gegenüber ist der Abschluss des Filmes, der noch mal alle sechs Hauptpersonen aller drei Filme zusammenführt, wirklich schon als genial zu bezeichnen. Nicht nur, auf welche Weise diese zusammenfinden, sondern auch, wie dem Zuschauer das vermittelt wird.

Kieslowski bekam für diesem Film mehrere Auszeichnungen inklusive dreier Oscar-Nominierungen und beschloss, mit der Filmerei aufzuhören, da er glaubte, auf dem Höhepunkt seines Schaffens zu sein. Zwei Jahre später,1996, starb er im Alter von 54 Jahren an Herzversagen. Ich wette, das kommt vom Rauchen, denn schon in den Making Ofs und den Interviews hing er immer an der Zigarette.

Die deutsche DVD von Concorde präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0) und Französisch (Dolby Digital 2.) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es die Trailer zu die Trailer zu den „DREI FARBEN“-Filmen, eine Filmlexikon von Krzysztof Kieslowski (8:39 Min.), eine Dokumentation „Krzysztof Kieslowski in Cannes 1994“ (15:08 Min.) ein Interview mit Iréne Jacob (18:52 Min.), ein Interview mit Jaques Witta inklusive sieben geschnittener Szenen (15:14 Min.), ein Interview mit dem Produzenten Marin Karmitz (10:43 Min.), ein Making Of (23:18 Min.), Biographien und Filmographien zu Iréne Jacob, Jean-Luis Trintignant, Krzysztof Kieslowski, dem Drehbuchautoren Krzysztof Piesiewicz und dem Komponisten Zbigniew Preisner. Weiterhin gibt es Infos zur Arthur Cohn-Edition, der Giuseppe Tornatore Edition, der Drei Farben-Trilogie sowie zu den Filmen „“CYRANO VON BERGERAC“ und „MEINE FRAU, DIE SCHAUSPIELERIN“.  Außerdem gibt es noch einen DVD-Rom-Part.

Originaltitel: Trois Couleurs: Rouge

Regie: Krzysztof Kieslowski

Darsteller: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant, Frédérique Feder, Jean-Pierre Lorit, Samuel Lebihan

Polen/Frankreich/Schweiz 1994

(Haiko Herden)


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