HAIKO´S FILMLEXIKON

KURU – DER LACHENDE TOD (Hörspiel)

(Ohrhorror/Rattenmond – 2002 – CD ISBN 3-933683-07-6)

Als Eyrina noch ein Kind war, sind ihre Eltern im Dschungel verschwunden, nur sie wurde von einem Forscherteam aufgefunden und gerettet. Als sie nun erwachsen ist, will sie mit einigen Freunden Nachforschungen über den Verbleib ihrer Eltern anstellen und reist nach Neu-Guinea. Abgesehen von den natürlichen Gefahren des Urwalds, treffen sie auch auf blutrünstige Kannibalen...

„Deutschlands erstes Kannibalen-Hörspiel“ oder so ähnlich wird für diese Produktion geworben. Das ist sicherlich wahr, denn wer kommt schon auf die Idee, dieses Thema zu vertonen? Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre hatten Kannibalen-Filme eine kurze Erfolgsphase, doch allzu schnell haben hauptsächlich italienische Regisseure dieses Thema mit immer rücksichtsloseren Gewaltorgien zu Tode geritten und zu Recht genießen diese Filme nicht gerade einen guten Ruf. Ohne Sinn und Verstand wurden Blut- und Gedärmeorgien zelebriert und die meisten Regisseure schreckten auch vor widerlichem Tier-Snuff nicht zurück. Ich muss aber zugeben, dass es auch bei mir eine Phase gab, in der ich diese Filme interessiert angesehen habe. Allerdings fand ich die Filme nie wirklich gut, lediglich „Cannibal Holocaust“ hat eine bleibende Wirkung erzielt, weniger wegen der blutigen Szenen, als wegen der genial umgesetzten Atmosphäre und der guten technischen Umsetzung.

Warum also im 3. Jahrtausend ein Kannibalen-Hörspiel?

Die Geschichte ist eine Zusammenstückelung aller möglichen Szenen aus den diversen Filmen, wer erwartet, dass er etwas Neues zu hören bekommt, wird enttäuscht sein. Wer aber auf das Thema steht, wird perfekt bedient. Das Buch hat sicherlich ein Kenner der alten Filme verfasst und auch die technische Umsetzung lässt keine Wünsche offen. Zudem hat man Sprecher ausgewählt, die das Ganze recht professionell erscheinen lassen. Das muss aber auch so sein, denn sonst würde wohl keiner die CD ernst nehmen und das wäre das schlimmste, was bei diesem Thema passieren könnte.

Sehr seltsam ist der Vorspann zu diesem Hörspiel. Zunächst gibt es ein Intro und dann eine Art „Filmvorspann“, in dem Regisseur, Autor und Sprecher genannt werden. Damit soll wohl tatsächlich die Verwandtschaft zum Film manifestiert werden, was eigentlich eine ganz gute Idee ist, am Anfang jedoch ziemlich ungewohnt wirkt. Es zeigt sich aber, dass „Kuru – Der Lachende Tod“ ein durchaus ambitioniertes Projekt ist, was man auch soundtechnisch hören kann. Da gibt es wirklich nichts auszusetzen.

Inhaltlich bleibt es Geschmackssache, denn es wird gesplattert, ohne Rücksicht auf Verluste. Da werden Gliedmaßen abgerissen, abgebissen, abgehackt, Körper zerfetzt, Genitalien verstümmelt und alles sonst, was die harten Gorehounds beglücken dürfte. Dass die Geschichte fast vollständig ohne jeden Humor auskommt, verstärkt die Wirkung noch zusätzlich. Zudem hat man wenigstens versucht, sich eine sinnvolle Story auszudenken, dass die nicht besonders anspruchsvoll ist und nichts Neues bringt, liegt einfach am Thema an sich, dass schon bei den Filmen nur für ständige Wiederholungen gut war. Interessant ist lediglich, dass die Macher eine ganze Reihe „wissenschaftliche“ Infos über Kannibalismus eingebaut haben. Inwieweit die echt sind, kann ich nicht beurteilen, Tatsache ist aber, dass Kannibalismus in der Realität nie das war, was in den Filmen dem Zuschauer weisgemacht wird.

Für Kinder und jüngere Jugendliche ist „Kuru – Der Lachende Tod“ definitiv nicht geeignet, aber das ist natürlich auch nicht das Zielpublikum. Lob gebührt den Machern alleine dafür, dass sie es gewagt haben, dieses Thema überhaupt umzusetzen. Dass dabei eine derart professionelle Produktion herausgekommen ist, ist umso erfreulicher. Es zeigt sich wieder einmal, dass Hörspiele inzwischen eben nicht nur für Kinder sind, sondern durchaus auch Erwachsene unterhalten können, wenn sie gut gemacht sind. Etwas mehr Mühe hätte man sich sicher noch bei der Covergestaltung machen können. Das Frontcover ist sehr gut gelungen, dafür sieht der Rest recht billig aus, da hätte man definitiv noch mehr rausholen können. Das sollte Freunde von hartem Splatter und vielleicht Gefallen am Kannibalen-Thema aber natürlich nicht davon abhalten, hier zuzugreifen. Endlich, viele Jahre nach Larry Brent, mal wieder ein Hörspiel mit guten Chancen auf eine Indizierung.

Regie: Gerold Darynger

Sprecher: Claudia Urbschat-Mingues, Christian von Aster, Christian Rainer, Nadja Luer, F.T.Mente, Anna Weissman, Marthe Stoll-Zorn, Igor Mortis, Frederick Beyer, Stan Tears, Isis, M. Blutstern

Buch: Gerold Darynger

(A.P.)


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