In einer kleinen Stadt mordet der so genannte Riverton-Ripper gnadenlos, bis er als schizophrener Familienvater enttarnt und schwer verletzt wird. Er kann aber bei einem Unfall des Notarztwagens entkommen und verschwindet spurlos. 16 Jahre später trifft sich eine Gruppe Jugendlicher, die in der damaligen Nacht geboren wurden, um in einer Art Ritual den Geist des Rippers fernzuhalten. Trotzdem beginnt schon bald wieder das Morden…
Regie-Altmeister Wes Craven hat inzwischen auch deutlich die 70 hinter sich gelassen und könnte es etwas ruhiger angehen. Doch mit „Verflucht“ und „Scream 4“ hat er in den vergangenen Jahren weiter den Teen-Horror-Markt bedient. Dazwischen legte er 2010 mit „My Soul To Take“ noch seinen ersten selbstgeschriebenen Film seit vielen Jahren vor. Leider scheint er sich gedacht zu haben, dass ein Knaller dabei herauskommen würde, wenn er nur Elemente aus seinen alten Hits neu zusammenwürfelt und so finden sich mehr als deutliche Parallelen zu „Scream“ und „A Nightmare On Elm Street“ wieder. Dass das nicht so einfach aufgehen würde, hätte sich Craven eigentlich selbst denken können, aber er wollte offensichtlich keine neuen Wege beschreiten.
Entstanden ist so ein durchaus solider Slasher-Film, der ziemlich stark an „Düstere Legenden“ erinnert, der wiederum von Cravens „Scream“ inspiriert war. Allerdings ist bei dem Zitatepuzzle eine häufig wirre Geschichte herausgekommen, die ein paar zu viele „überraschende“ Wendungen und falsche Spuren hat, was wohl nur sehr ungeübten Horror-Guckern Schockmomente bescheren dürfte. Ansonsten bewegt sich alles in den üblichen Slasher-Bahnen. Die weitgehend unbekannten, sehr jungen Darsteller - allesamt vorher fast ausschließlich mit Gastrollen in TV-Serien aufgefallen - bieten keine besonders erinnerungswürdige Vorstellung, vielleicht mal abgesehen von der etwas undurchsichtigen und sehr hübschen Emily Meade als „Leah“. Keine der Figuren wird tiefer charakterisiert, da im Grunde alle von vorneherein als Opfer des Killers feststehen. Wirklich wichtige erwachsene Charaktere gibt es sowieso nicht.
Dabei ist die Idee, dass sich die sieben unterschiedlichen Charaktere des schizophrenen Mörders in seiner Todesnacht auf sieben Neugeborene verteilen, gar nicht mal schlecht, nur die Umsetzung geht über unterhaltsames Mittelmaß nicht hinaus. Statt also erneut einen Klassiker zu schaffen wie seine wegweisenden Werke „Last House On The Left“, „A Nightmare On Elm Street“ und „Scream“, ist eine Art Selbstplagiat entstanden, das Fans des Genres unterhalten kann, aber nicht unbedingt dauerhaft in Erinnerung bleibt. Einige blutige Szenen gibt es zu sehen, eine wenig überzeugende Killer-Verkleidung – sieht eher aus wie eine Vogelscheuche – und keinerlei Sexszenen oder sonstige nackte Tatsachen. Darüber wird nur ziemlich zahm gesprochen, was schon deutlich macht, dass der Film sich an ein eher junges Publikum richtet.
„My Soul To Take“ ist sicherlich kein Flop, man sollte aber keinesfalls einen zukünftigen Klassiker erwarten. Wenn ein Jungregisseur den Film gedreht hätte, könnte man ihn sogar loben, in der Filmographie von Wes Craven gehört er aber nur in die reihe von zahlreichen mittelmäßig-soliden Filmen, die von einigen echten Meisterwerken überragt werden. Wer einfach einen netten Teen-Slasher-Film ansehen möchte, ist hier auf jeden Fall richtig.
Die deutsche Blu Ray ist bei Universal erschienen. Im Kino lief der Film auch in einer konvertierten 3D-Version, die man sich aber für die Heimauswertung zum Glück gespart hat, denn das braucht kein Mensch. Die Bildqualität ist einwandfrei, was bei einem Film von 2010 auch kaum anders zu erwarten ist. Der deutsche und englische Ton bedarf ebenfalls keiner Kritik, dazu gibt es noch Sprachfassungen in Japanisch, Spanisch, Italienisch und Französisch und Untertitelungen in allen wichtigen europäischen und ostasiatischen Sprachen.
Als Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar von Wes Craven zusammen mit einigen der Darsteller. Dazu einen alternativen Anfang, der etwas erweitert ist und deutlich macht, dass der Anfang ein Rückblick ist, sowie zwei alternative Enden, die das Ganze in einen verquasten Spiritualismus einbetten. Schon gut, dass Craven darauf letztlich verzichtet hat. Weiterhin finden sich ein paar nicht verwendete und erweiterte Szenen, die zwar ein paar zusätzliche Erklärungen liefern, aber den sowieso schon etwas zu langen Film noch mehr gestreckt hätten. (A.P.)
|