Makar Dewuschkin arbeitet in einer Kanzlei und macht dort schlecht bezahlte Abschriften. Er wohnt im Armenviertel von Petersburg in einer kleinen Küchenkammer bei einer älteren Frau.Mit der ebenfalls armen Warwara Dobrosiolowa hat er sich angefreundet und die beiden schreiben sich gegenseitig Briefe. Sie stehen sich bei in großen und kleinen Krisen und sind offenbar auch so etwas wie verliebt ineinander, ohne dass es jemand dem anderen gesteht. Bis eines Tages ein reicher Kaufmann in ihr Leben tritt, um sie zu heiraten...
Fjodor Dostojewski Erstling ist aufgrund seiner schmalen Länge von etwas über 150 Seiten ein guter Einstieg in sein Gesamtwerk. Hat man das geschafft, ist man reif für die großen Werke wie „SCHULD UND SÜHNE“ oder „DER IDIOT“. „ARME LEUTE“ bekam hervorragende Kritiken und ist auch tatsächlich recht ergreifend zu lesen. Der Briefwechsel der beiden armen Leute beschreibt ungefähr ein halbes Jahr und die Briefe des Mannes sind deutlich länger geraten als die der Frau. Man kann gut die Denke der armen Leute der damaligen Zeit herauslesen, wie peinlich ihm sein geringer Status ist und wie demütig er das Leben hinnimmt. Sogar als seine Freundin ihn nicht sehr feinfühlig bittet, ein paar Besorgungen für ihre Hochzeit mit dem reichen Kaufmann zu machen, macht er dies ohne Murren. Man erfährt einiges über sein Umfeld und trotzdem bleibt das Leben der Figuren fast kafkaesk oberflächlich. Kafka selbst hat Dostojewski auch als großen Einfluss genannt, und tatsächlich kann man gewisse Parallelen in der Art des Schreibens und Beschreibens erkennen. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, das Buch in die Hand genommen zu haben. (Haiko Herden)
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