Die junge Katrin zieht in Zimmer 205 eines Stundentenwohnheims und freut sich, dass sie endlich unabhängig von ihrem übermäßig besorgten Vater ist. Schnell lernt sie ein paar ältere Studenten kennen, die aber auch merkwürdig reagieren, wenn sie erfahren, dass Katrin in Zimmer 205 wohnt. Die ehemalige Bewohnerin Annika ist vor einiger Zeit spurlos verschwunden. Als in Katrins Umfeld mehrere Menschen auf grausame Art und Weise sterben und sie auf das Videotagebuch von Annika stößt, versucht sie herauszufinden, was mit dieser geschehen ist. Doch auch die Polizei ist inzwischen auf die junge Studentin aufmerksam geworden, war sie doch immer kurz vor den Todesfällen mit den jeweiligen Leuten zusammen. Katrin stößt auf ein düsteres Geheimnis und gerät selbst in tödliche Gefahr…
Fange ich doch mal klischeehaft wie fast alle andere Rezensenten an: Deutschland und der Genrefilm sind zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. In Deutschland wird nur schwere Filmkost über Hitler oder die DDR produziert oder romantische Komödien.
Alles Blödsinn. Klar, Deutschland ist nicht gerade das Land, das kommerziell erfolgreiche Horrorfilme in Serie produziert, in den vergangenen 15 Jahren gab es aber doch einige ganz gelungene Beiträge wie „Biikenbrennen“, „Schrei – Denn Ich Werde Dich Töten“, „7 Days To Live“, „Wir Sind Die Nacht“, „Laurin“ oder der hoch gelobte „Hell“. Auch „Anatomie“ oder „Masks“ wären zu nennen, es kann also keine Rede davon sein, dass aus Deutschland gar nichts Brauchbares aus der Richtung kommt.
Trotzdem ist es schön, wenn sich Filmemacher, in diesem Fall Regisseur Rainer Matsutani, darum bemühen, einen bodenständigen Geister-Horror-Film zu drehen, der versucht, mit internationalen Werken mitzuhalten. Dass dies nicht ganz gelingt, mag am niedrigen Budget liegen und der doch sehr fernsehfilmartigen Produktionsweise, aber zumindest werden die Regeln des Genres ziemlich genau eingehalten, so dass ein oft spannender, manchmal sogar richtig gruseliger Film herauskommt, den man als Horrorfilm-Fan schlicht und einfach – und vor allem im positiven Sinne – solide nennen kann.
Dass nicht noch mehr herausgekommen ist, liegt daran, dass die Macher kein Risiko eingegangen sind und weder eine besonders innovative Story bieten, noch irgendwelche Überraschungen. Die Morde und Schockeffekte kommen immer genau dann, wenn man es erwartet, das Übel kündigt sich stets durch flackernde Lampen an, ein nächtlich unbelebtes Krankenhaus ist immer für Grusel-Atmosphäre gut und ein Zimmer, in dem einem Vorbewohner etwas schreckliches passiert ist, ist auch nicht neu. Und weil man sich zeitgemäß präsentieren will, gibt es auch noch ein bisschen Grusel aus dem Internet. Überraschungen bleiben dabei völlig aus. Leider kann der Film sich auch nicht richtig entscheiden, was er denn nun sein möchte: Slasher im Stile von „Ich Weiß, Was Du Letzten Sommer Getan Hast“, Asia-Horror im Stile von „Ring“ oder „Dark Water“, Psychothriller oder Drama. Spätestens zur Mitte des Films hätte man sich für eine Richtung entscheiden müssen, zumal es auch keine in die Irre führenden Momente gibt. Man kann es gut oder schlecht finden, dass die Regeln des Genres derart konsequent eingehalten werden. Aber wenn ein Film ausschließlich Szenen bietet, die man so oder ähnlich schon woanders gesehen hat, fehlt es schon ein bisschen an Eigenständigkeit.
Leider ist „Zimmer 205 – Traust Du Dich Rein?“ – weder Titel noch Untertitel sind besonders kreativ gewählt - ein wenig zu lang geraten und trotzdem schafft er es nicht, ein paar interessante Andeutungen, beispielsweise über Katrins Familiengeschichte, oder die Charaktere richtig auszuarbeiten. Ein paar blutige Effekte gibt es, die aber weit weg vom Splatter bleiben und gerne ein bisschen expliziter hätten sein dürfen. Möglicherweise erkennt man auch daran die Herkunft von Matsutani als TV-Regisseur. Die Monster-Maske von Julia Dietze ist hingegen gut gelungen.
Sehr lobenswert sind einige schöne Locations, vor allem die Fabrikruine im Finale bietet Gelegenheiten für tolle Bilder, aber auch vorher gibt es optisch gelungene Kameraeinstellungen. Überzeugend ist auch der Musikeinsatz, der eigentlich immer passend ist. Interessant ist eine Coverversion von The Cures „A Forest“ im Vorspann.
Die Darsteller-Riege ist solide. Ganz große Namen fehlen zwar, aber Jennifer Ulrich und vor allem Julia Dietze („Iron Sky“) haben schon einen gewissen Bekanntheitsgrad. Bei den Herren überzeugt besonders Andre Hennicke als Kommissar. Ansonsten bleibt kaum jemand länger im Gedächtnis, mal abgesehen von Marleen Lohse, die in den 90ern mal als Kinderstar in der Jugendserie „Die Kinder Vom Alstertal“ angefangen hat, inzwischen aber längst erwachsen geworden ist.
Nehmen wir „Zimmer 205 – Traust Du Dich Rein?“ so, wie es ist: sicher ist der Film keine große Offenbarung, dafür fehlt das Quäntchen Besonderheit, das er bräuchte. Für 104 Minuten Psycho-Thriller-Horror-Mystery-Unterhaltung ist er aber gut geeignet, vor allem, wenn man nicht den Fehler macht, ihn mit hoch budgetierten internationalen Produktionen zu vergleichen. Mit dieser Art von Film kann man dem Thema Genre-Film in Deutschland durchaus Leben einhauchen.
Die deutsche Blu Ray Disc kommt von EuroVideo und bietet eine gute Bild- und Tonqualität. Den Ton gibt es ausschließlich in Deutsch und für Untertitelspuren hat es nicht gereicht. Eine internationale Vermarktung scheint also nicht geplant zu sein. Das Bonusmaterial ist Standard, aber okay. Es gibt eine Featurette mit Behind The Scenes-Material und Interviews, ein paar nicht verwendete und erweiterte Szenen, ein paar wenig aufregende Outtakes, die arg oberflächlich gehaltene Filmkritik eines You Tube-Bloggers und einen zwar wenig überraschenden, aber doch ganz gelungenen Teaser. Ein bisschen mehr Engagement bei der Veröffentlichung hätte den Film sicher noch ein bisschen aufgewertet. (A.P.)
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