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Der Perser Und Die Schwedin

(England, Schweden 1961)

Originaltitel: Jeunesse Perdue
Alternativtitel:
Regie:
Akramzadeh
Darsteller/Sprecher: Akramzadeh, Anna Longlands, Britt Leonhard, Bibi Larsson,
Genre: - Drama


Mustafa ist ein persischer Medizinstudent Anfang der 60er Jahre in London. Mehr als für sein Studium interessiert er sich aber für das Nachtleben in Bars und Stripclubs und die Frauen, die er dort immer wieder abschleppt. Als er die Studentinnen Birgit und Monika kennenlernt, beginnt er zunächst mit beiden etwas, verliebt sich dann aber ernsthaft in die Schwedin Monika. Als er durch sein Examen fällt und seine Familie aus dem Iran ihm kein Geld mehr zur Unterstützung schickt, muss er in seine Heimat zurückkehren und Monika zurücklassen. Er findet den Weg zurück aus dem ausschweifenden westlichen Leben in die traditionelle Lebensweise und ahnt nicht, dass sich bei Monika in London ein Drama abspielt. Als er davon erfährt, reist er wieder nach London...

Sellten war ein Labelname so passend wie bei dieser Veröffentlichung: Forgotten Film Entertainment. Nach der sehr schönen Veröffentlichung des Mexploitation-Films „Das Geheimnis Der 14 Geisterreiter“, liegt mit „Der Perser Und Die Schwedin“ nun die zweite Veröffentlichung vor, und die hat es wirklich in sich.

Die englisch-schwedische Co-Produktion von 1961 darf wohl wirklich als „vergessener Film“ bezeichnet werden, denn bis Anfang 2016 dürfte die Zahl derjenigen, die den Film (seit der Kinoauswertung 1966) gesehen haben, im zweistelligen Bereich gelegen haben. Die Geschichte des Films und die Wiederentdeckung bis hin zu dieser Blu Ray-DVD-Veröffentlichung, die erste weltweit, ist spannender als der Film selbst. Dies wird im Booklet und den Audiokommentaren ausführlich thematisiert, deshalb hier nur schnell die Eckpunkte.

Der Film wurde von einem iranischen Regisseur, über den nichts weiter bekannt ist, Anfang der 60er Jahre gedreht, war kein Erfolg und verschwand weltweit beinahe komplett und wurde vergessen. 2013 kaufte ein deutscher Filmclub aus dem Archiv eines Filmverleihs eine 35mm-Kopie des Films, ohne zu ahnen, was sich dahinter verbarg. Einige Aufführungen an Club-Abenden bescherten dem „Perser“ einen gewissen Ruf unter Cineasten. Leider stellte sich heraus, dass diese und eine weitere Kopie bereits am Essig-Syndrom litten, einem chemischen Prozess, der unwiderbringlich das Filmmaterial zerstören würde. Eine Digitalisierung, um den Film an sich zu retten war also nötig, aber sehr teuer. Und so entschloss man sich, in Zusammenarbeit mit Forgotten Film Entertainment eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, um das nötige Geld zusammenzu bekommen und den Film in angemessener Form zu veröffentlichen. Zwar kam nicht ganz genug Geld zusammen, aber doch genug, um mit der Arbeit zu beginnen. Nach langwieriger Recherche konnte einiges weiteres Archivmaterial aufgetrieben werden und sogar die ansonsten verschollene Originalfassung annähernd rekonstruiert werden.

Der Film selbst kann am ehesten als Obskurität beschrieben werden, der aber auf seine Weise fast schon unerhört für die frühen 60er Jahre war und hier und da beinahe prophetische Qualitäten hat. Er nimmt so manches vorweg, was eigentlich eher in die späten 60er Jahre gehört, nämlich offener Umgang mit Sexualität, jugendliche Rebellion, Swinging London, Existenzialismus und in einer Bonusszene auch Drogenkonsum. Es lässt sich aufgrund des unbekannten Regisseurs nicht mehr nachweisen, aber es würde mich nicht wundern, wenn er aus dem Iran zum Studieren - möglicherweise etwas im Filmbereich - in den Westen gekommen ist und von der ihm unbekannten Freiheit so fasziniert war, dass er das filmisch festhalten musste. Auch, wenn im Iran damals radikaler Islamismus noch vom totalitären Schah-Regime klein gehalten wurde, so war das Leben dort sicher in keiner Weise mit dem im Westen zu vergleichen. In irgendeiner Art und Weise muss der Regisseur etwas mit dem Filmbusiness zu tun gehabt haben, denn sonst hätte er sicher so eine Co-Produktion nicht auf die Beine stellen können. Auch handwerklich war hier offenbar kein Amateur am Werk, auch, wenn das ganze natürlich nicht oscarverdächtig war. Zudem wurde der Film in mehrere Länder verkauft und dort aufgeführt. Neben Deutschland (im Jahre 1966) lief er auch in Schweden und Dänemark und überraschenderweise in Mexiko. Im Iran lief der Film ganz sicher nie und wäre, wenn die Sittenwächter von ihm wüssten, garantiert dort verboten.

Das läge dann ganz sicher an der „unmoralischen“ Lebensweise von Mustafa und den sehr eindeutigen sexuellen Anspielungen, die auch für westeuropäische Verhältnisse in Filmen zu der Zeit noch nicht selbstverständlich waren. Die Twist-Szene hat Moralapostel und Sittenwächter ganz sicher damals ordentlich empört und einige nackte Tatsachen bei den Striptease-Szenen waren auch noch nicht Gang und Gäbe. Obwohl der Film als Nummer 1 in einer hoffentlich irgendwann fortgesetzten „Sleaze Selection“ erschienen ist, ist er letztlich gar nicht so schmuddelig - zumindest im Vergleich zu den zahllosen Perlen der 70er Jahre - sondern ein Drama über das Ende der Kindheit/Jugend und das Erwachsenwerden und Verantwortungübernehmen.

Man kann auch ganz objektiv sagen, dass „Der Perser Und Die Schwedin“ kein richtig guter Film ist. Im besten Falle ist er unterhaltsam. Was ihn so interessant macht, ist seine Geschichte und die Rettungsaktion, sowie die Geheimnisse, da im Grunde nichts über die Produktion, den Regisseur und die Darsteller - die keine weiteren Einträge in ihrer Film-Vita haben - bekannt ist. Es ist ein Drama, angereichert mit langen Tanz-/Musikszenen, was dem Ganzen in der ersten Hälfte ein bisschen was von einem Revuefilm gibt. Durch die deutsche Synchronisation wird zudem das Genre des Reportfilms vorweggenommen. Ein paar der Bar- und Tanzszenen hätten in ähnlicher Form auch in den beliebten Edgar Wallace-Filmen auftauchen können. Dazu muss man wissen, dass einige Szenen für die deutsche Fassung nachgedreht wurden, was damals nicht unüblich war. Jedes Land hat sich im Grunde seine eigene Fassung zusammengebaut. Beispielswesie war dem deutschen Verleih offenbar eine leicht satanistisch angehauchte Szene zu anstößig, die in der Originalfassung enthalten ist.

Witzig ist es, dass die meisten Rezensionen, wie auch diese hier, mehr in den Film hinein intrepretieren und ihm mehr Bedeutung zugestehen, als er eigentlich verdient, aber das ist eben dem Drumherum geschuldet...echte Cineasten freuen sich einfach über so eine Veröffentlichung, die nicht nur im Film, sondern auch noch auf der Metaebene der Filmrettung eine Geschichte erzählen. Und die „Retter“ des Films, also diejenigen, die mit dem Crowdfunding die Grundlage gelegt haben (ich darf mich stolz auch dazu zählen), haben das Geld sicher nicht bezahlt, weil der Film so unwiderstehlich gut ist, sondern, weil sie bedrohtes Kulturgut bewahren wollten.

Für den relativ hohen Preis wird einiges geboten. Die Blu Ray+DVD-Veröffentlichung kommt im schicken, hochwertigen Pappschuber daher. Die Abtastung und Renovierung des Filmmaterials ist ausgesprochen gut gelungen, wobei man behutsam daran ging und nur die gröbsten Beschädigungen repariert hat, damit der Film dem originalem Aussehen so nah wie möglich kommt. Laufstreifen, kleinere Defekte und ähnliches sind also weiterhin vorhanden, aber nicht in störendem Ausmaß. Das Filmkorn wurde nicht glattgebügelt, dafür ist aber eine gute Schärfe vorhanden. Mehr ist aus dem vorhandenen Material garantiert nicht herauszuholen und sollte nicht in irgendwelchen Archiven im Keller noch neues Material oder bessere Kopien auftauchen, kann man hier wohl kaum etwas besseres erwarten. Für einen rund 50 Jahre verschollenen Film ist das Ergebnis wirklich beeindruckend geworden. Der deutsche Monoton wurde zum Glück nicht aufgeblasen und ist solide. Die Originalfassung hat englischen Ton, der aber auch nur nachsynchronisiert wurde. Drehton gibt es offenbar nicht (mehr).

Beim Bonusmaterial hat man sich wirklich Mühe gegeben, echten Mehrwert zu bieten. Das 36seitige Booklet enthält jede Menge Informationen zum Film und zu den Restaurierungsarbeiten. Gleiches wird auch in den 3 (!) extra aufgenommenen Audiokommentaren mit insgesamt 10 Filmkennern/-liebhabern geboten. Man kann sich also viele Stunden mit dem Film beschäftigen, um alle Details zu erfahren. Neben der grundlegenden deutschen Kinofassung, die Ursprung der Veröffentlichungsidee war, wurde aufgrund des sehr spät aufgetauchten Lichttons der Originalfassung diese so weit wie möglich rekonstruiert. Auf der Rückseite des Covereinlegers gibt es das Plakatmotiv noch einmal großformatig.

Neben den Audiokommentaren, gibt es eine Einleitung von Filmfachmann Christoph Draxtra und einiges an Trailern, Bildergalerien, alternativen/erweiterten Szenen, Szenenvergleichen, Rohschnittszenen und was sich sonst so in dem aufgefundenen Material so angefunden hat. Außerdem gibt es noch einiges an Infos als ROM-Track zur Auswertung am PC. Schlussendlich hat man sogar den damals im Kino gezeigten Vorfilm auftreiben können, einen kurzen Trickfilm über einen musikalischen Affen (wenn das man nicht Jan Böhmermanns kritik an der deutschen Musikszene unserer Tage vorweg nimmt!). Wenn man überhaupt etwas an dieser Veröffentlichung kritisieren will, dann höchstens die nicht so gelungene Menügestaltung und die Rückseite des Covers. Da hätte man sicher etwas mehr herausholen können.

Grundsätzlich ist „Der Pperser Und Die Schwedin“ aber ein absolut gelungenes, unterstützendwertes Projekt, dem man die Liebe zum Thema Film der Macher durchgehend anmerkt. Eine Veröffentlichung mit Vorbildcharakter. (A.P.)



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