Jürgen Dose führt ein einfaches Leben als Parkhausaufseher. Zu Hause pflegt er seine Mutter und sein einziger Zeitvertreib sind seine Treffen mit seinem besten Kumpel, dem im Rollstuhl sitzenden Bernd. Beide sind nicht die Männer, nach denen sich die Frauen verzehren, doch sie geben es nicht auf, endlich die Liebe des Lebens zu finden. Eine Firma namens Eurolove verspricht Hilfe. Hier kann man sich polnische Frauen aus einem Katalog aussuchen und während einer Veranstaltung kann man dann diese Frauen kennenlernen und vielleicht wird ja mehr daraus. Doch wenn man Jürgen als auch Bernd näher kennt, weiß man, dass alles nicht so einfach ist...
Nach “DER GOLDENE HANDSCHUH”, der ja nun ein wirklicher Bestseller war und bei dem Autor Heinz Strunk einmal “aus seiner Haut gegangen ist” und einmal nichts autobiografisches verfasst hat (zumindest hofft man das für den Autoren), kehrt selbiger nun wieder in seine vertrauten Bahnen zurück. Man muss allerdings auch sagen, dass “JÜRGEN” praktisch auf Halde lag und schon vor dem “Handschuh” fertig war. Ich muss hier noch einmal betonen, dass Heinzer Strunk mein Lieblingsschriftsteller ist und mich immer inspiriert hat, selbst zu schreiben. Deshalb fällt es mir auch schwer, zu sagen, dass “JÜRGEN” nicht sein stärkstes Buch ist. Die Figur des Jürgen Dose wurde aus der Kurzgeschichte “TRITTSCHALL IM KRIECHKELLER” recycelt und hier näher vorgestellt. Ein Otto-Normal-Bürger mit belanglosem Job, dessen beste Freizeitaktivität daraus besteht, den lokalen Imbiss zu besuchen oder alle paar Wochen mal eine Online-Bekannte zu daten, was aber nie zu weiterführenden Treffen führt. Ein Mann wie Du und Du also. Wie immer ist es nicht unbedingt die Handlung, die fesselt, es sind vielmehr die Figuren, die hier beschrieben werden. Traurige Figuren mit langweiligen, dösigen Leben, die einen als Leser mit einem Faible für Melancholie direkt in diesen Gemütszustand transportieren. Strunks Romane sind im Grunde lustig, doch zu dem lachenden Auge gesellen sich immer mindestens zwei weinende hinzu. Allerdings muss man dazusagen, dass es Strunk in früheren Romanen deutlich treffender gelungen ist, diesen Gemütszustand zu erreichen. Man merkt, dass “JÜRGEN” nur begrenzt autobiografisch ist und deshalb ein bisschen stereotyp nach Strunk-Schablone gearbeitet wurde, es fehlt ein bisschen das Wahrhaftige. Nichtsdestotrotz macht das Buch natürlich Spaß und ist trotzdem irgendwie großartig, doch ein Strunk-Top-3-Buch ist es dennoch nicht. (Haiko Herden)
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