(btb Verlag)
Haruki Murakami, einer meiner Lieblingsautoren, veröffentlicht wieder einmal einen Kurzgeschichtenband, dieses Mal mit überschaubarer Seitenzahl. Acht Geschichten sind es, acht Erlebnisse. Die Ich-Erzähler, typisch für Murakami, entführen die Leser in eine Welt voller nostalgischer Jugenderinnerungen, vergangener Liebschaften, philosophischer Betrachtungen und kultureller Elemente wie Literatur, Musik und Baseball. Die Geschichten spielen gekonnt mit der Grenze zwischen Fiktion und Realität, und es wird mal mehr, mal eindeutig, mal weniger angedeutet, dass Autor und Ich-Erzähler ein und dieselbe Person sind.
In "Auf einem Kissen aus Stein" erinnert sich der Ich-Erzähler an eine vergangene Kommilitonin, die Tanka-Gedichte über Enthauptung schrieb. In "Crème de la Crème" reflektiert er über eine scheinbar sinnlose Erfahrung bei einem vermeintlichen Klavierkonzert, bei dem ein alter Mann ihm die Bedeutung von vielfältigen Lebenserfahrungen erklärt. "Charlie Parker Plays Bossa Nova" handelt von einem fiktiven Comeback des Jazzmusikers als Bossa-Nova-Sänger, der sich als Traum des Erzählers entpuppt. "With the Beatles" beschreibt eine Begegnung mit einer Schülerin, die eine britische Beatlesplatte hat, und reflektiert über die Popmusik im Jahr 1965. "Gesammelte Gedichte über die Yakult Swallows" zeigt die Begeisterung des Erzählers für Baseball und seine Gedichte über das Team. In "Carnaval" schildert er die Geschichte einer als hässlich empfundenen Frau, die Jahre später wegen Betrugs vor Gericht muss. "Bekenntnis des Affen von Shinagawa" handelt von einem Affen, der Namen von Frauen stiehlt, und in "Erste Person Singular" erlebt der Erzähler eine mysteriöse Veränderung der Umgebung nach einem einsamen Abend in einer Bar.
Wie gewohnt haben die Geschichten einen melancholischen Touch und Tragikomik. Sind wie immer intelligent geschrieben, aber trotzdem leicht zu lesen. Und wie gewohnt werden die Grenzen zwischen Fiktion und Realität ausgelotet, sind ernst und doch irgendwie witzig, oftmals auch existenziell. Wie immer ein sehr gelungenes Buch, obwohl ich es nicht zu seinen besten zählen würde. Als Einstiegsroman ist und bleibt "KAFKA AM STRAND" am besten geeignet. (Haiko Herden)
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