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Kundun(USA 1997)Originaltitel: Kundun Alternativtitel: Regie: Martin Scorsese Darsteller/Sprecher: Tenzin Thuthob Tsarong, Gyurme Tething, Genre: - Drama
| Martin Scorseses Film "Kundun" ist eine Bildergeschichte über die Jugendjahre des 14. Dalai Lama. Seine Hohheit hat persönlich die Authenzität des Drehbuchs überwacht und autorisiert. Die von Philip Glass dazu komponierte Musik verschmilzt mit den Bildern auf symbiontische Weise. Sie verleiht ihnen eine dritte Dimension - die Lebensenergie gleichsam. Glass ist ebenso wie der Film weit von den Klischees des Unterhaltungskinos entfernt. Hymnisch, verheißungsvoll und bedrohlich - aber immer mit dem so bezeichnenden Maß - erheben sich Klangtürme aus tibetischen Mönchsgesängen, Glocken und Hörnern in einer anmutigen Synthese mit neuzeitlich europäischen Instrumenten und elektronischen Sphären. Über allem liegt etwas Beklemmendes; etwas, das den Drang zur Freude an der Schönheit und der Beschaulichkeit Tibets in kalte Schauer von Angst und Entsetzen verwandelt. Der Dalai Lama als Kind und Heranwachsender ist ein Vogel im goldenen Käfig. Ohnmächtig gegen die Gewalt der chinesischen Imperialisten und die kaltblütige Ignoranz der übrigen Welt. Die Musik unterstreicht das Drama, das sich in jenen Jahren um Herz und Seele des erleuchteten Jungen abgespielt hat - und bis heute kein Ende gefunden hat; Tibet ist immer noch von den Chinesen besetzt, und die Welt ist immer noch ignorant.
"Kundun" mystifiziert weder das Trugbild vom friedlichen Paradies Tibet, noch das des Märtyrertums. Vielmehr legt das Werk auf erschreckende Weise die Wirklichkeit bloß: Die Grundlage des tibetischen Buddhismus ist das menschliche Leiden. Gäbe es kein Leid und keine Demütigung, wäre die buddhistische Praxis ihrer Basis beraubt. So räumt Scorsese mit dem alten Irrglauben an den Mythos Tibet auf, und der Soundtrack dazu ist eine einzige Trauerode um den Verlust der letzten Hoffnung - aus westlich-esoterischer Sicht betrachtet. Film und Musik jedoch machen aus der Tragödie wenigstens einen kunstvollen ästhetischen Genuß. Martin Scorsese und Philip Glass zeigen einen Traum - der Film glänzt optisch vor allem durch die exzellenten Aufnahmen von den faszinierend schönen Gesichtern der tibetischen Menschen - um ihn bei der Kollision mit der Realität wie Seifenblasen zerplatzen zu lassen. Ein gewaltiges und gedanklich aufrührendes Erlebnis. (O.K.)
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