Nach einem heftigen Streit mit seiner Frau Sarah flüchtet der Polizist Nicola aus der gemeinsamen Wohnung. Kurz darauf wird Sarah grausam ermordet und der Verdacht fällt natürlich auf den Ehemann. Nur die Polizeipsychologin (heute würde man es wohl Profilerin nennen) Anna Berardi glaubt nicht, dass Nicola der Mörder ist, zumal alle Indizien auf einen früheren Serienmörder hindeuten, der allerdings bei einem Brand in dem psychiatrischen Krankenhaus, in dem er saß, umgekommen sein soll. Während weitere Morde geschehen, ermittelt Inspektor Terzi und erkennt schnell, dass alle Opfer in irgendeiner Weise einen Bezug zu ihm selbst hatten. Schließlich gerät sogar seine eigene Tochter in große Gefahr...
Lamberto Bava ist ein solider Filmarbeiter, den man vor allem durch seine beiden „Dämonen“-Filme kennt, der aber auch einige andere gute Sachen abgeliefert hat, in den späteren Jahren hauptsächlich fürs Fernsehen. Auch, wenn Bava nicht, wie sein Vater Mario, zu den ganz großen Italo-Regisseuren gehört, so habe ich seine Filme immer gerne gesehen, weil sie handwerklich gut gemacht sind und halt stets unterhaltsame Genre-Filme sind.
Mit „Midnight Ripper“ hat Bava einen durchweg schönen Spät-Giallo vorgelegt, der natürlich nicht an die frühen Werke seines Vaters oder von Argento heran kommt, aber doch die Regeln des Genres einhält und somit durchaus spannend ist, auch, wenn der geübte Seher die Auflösung früh ahnt. Natürlich ist der Film eine Art Zitatensammlung, so gibt es einen Mord unter der Dusche, ein unter Wasser gedrücktes Opfer, kreischende Frauen, argentoesque Szenen wie in dem leeren Theater oder die Leiche, die durch eine offene Treppenstufe gefilmt wird, den Mörder mit schwarzen Handschuhen, die Szenen im Naturkundemuseum und so weiter. Fans des Genres werden also gut bedient.
Optisch herrscht eher ein cleaner 80er Jahre-Look statt der Düsternis manches alten Films, aber „Midnight Ripper“ ist nun mal 1986 entstanden. Bemerkenswert ist übrigens die sehr gute musikalische Unterstützung, was wenig verwundert, wenn man weiß, dass Claudio Simonetti dafür verantwortlich war, den man ja als Mitglied von Goblin gut kennt, hat er doch die Musik für unzählige Italoklassiker geschrieben und eingespielt, unter anderem häufig für den Meister Dario Argento.
Die deutsche DVD ist von X-NK und ein weiterer Eintrag in deren „Italo-Giallo-Series“ und erscheint natürlich in der üblichen Hardbox.
Die Bild- und Tonqualität ist gut und man kann zwischen deutscher und italienischer (mit englischen Untertiteln) Sprache wählen. Ob das Widescreen-Format korrekt ist, ist nicht sicher, da es sich hier möglicherweise um einen TV-Film handelt (was auch durch den zurückhaltenden Einsatz blutiger Details und nackter Tatsachen wahrscheinlich ist). Zumindest sind Videoveröffentlichungen des Films in anderen Ländern in Vollbild-Format erschienen.
Das Covermotiv ist diesmal korrekt und zum Film gehörend (bei X-NK nicht immer der Fall!), allerdings durch unpassende Schriftzüge und drauf gepappte Szenenfotos entstellt, schade.
Als Bonusmaterial gibt es neben zwei deutschen (wohl selbst gebastelten) Trailern ein neueres 30-minütiges Special über Lamberto Bava, in dem der Regisseur sich zu seiner Arbeit und vor allem auch zur Arbeit seines Vaters Mario Bava äußert, was ziemlich interessant ist. Lamberto Bava erzählt lebendig und gestenreich und gibt einige Anekdoten zum Besten.
Alles in allem ist „Midnight Ripper“ eine schöne Veröffentlichung, die sich Giallo-Fans auf keinen Fall entgehen lassen sollten. (A.P.)
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