Kritik 1:
Bruce Wayne muss als Kind mit ansehen, wie seine Eltern bei einem Raubüberfall getötet werden. Er wurde von seinem Vater, einem ultrareichen Industriellen mit sozialer Ader, sehr liberal erzogen, kann die Morde aber nicht verarbeiten und geht als junger Mann ins Himalaya-Gebirge, um sich selbst zu finden. Dort wird er von dem mysteriösen Ra´s al Ghul geistig und körperlich zu einem nahezu unbesiegbaren Kämpfer ausgebildet. Am Ende der Ausbildung stellt sich der junge Mann aber gegen die brutale Philosophie seines Lehrmeisters und macht in sich damit zum erbitterten Feind. Als Wayne in seine Heimat Gotham City zurückkehrt, übernimmt er wieder die Leitung der Firma seines Vaters und verfügt so über unbegrenzte finanzielle Mittel. Von einem tiefen Rachegefühl geleitet beschließt Bruce Wayne, den Kampf gegen die Kriminalität aufzunehmen. Mit Hilfe seines treuen Butlers Alfred und des technischen Genies Lucius Fox wählt er als Tarnung die Form einer Fledermaus und geht mit perfekter Ausstattung gegen das Verbrechen vor. Zunächst wird er als verkleideter Verrückter in den Medien gesehen, aber der Police-Lieutenant Jim Gordon glaubt, dass Batman hehre Ziele verfolgt. Neben mafiösen Strukturen bekommt Batman es mit dem Superschurken Scarecrow zu tun und auch Ra´s Al Ghul taucht wieder auf…
Nach der „Batman“-Quadrilogy der 80er/90er Jahre, die mit den beiden ersten Filmen von Tim Burton hervorragende Comic-Verfilmungen bot und dann mit dem dritten und vierten Teil von Joel Schumacher in albern-quietschbuntes Popcornkino abdriftete, wurde es lange ruhig um „Batman“ im Kino. Irgendwann wurde bekannt, dass der Ausnahmeregisseur Christopher Nolan, der zuvor mit „Memento“ und „Insomnia“ sehr außergewöhnliche Filme geschaffen hatte, „Batman“ im Kino zu neuem Leben erwecken sollte. Die Fans nahmen die Ankündigung mit Begeisterung auf, waren aber über die Wahl von Christian Bale als „Batman“ eher gespaltener Meinung. Allerdings hatte Bale spätestens mit „The Machinist“ bewiesen, dass er bereit ist, sich für ein ambitioniertes Filmprojekt extrem zu engagieren. Er hat den Schritt vom Kinderstar (in Spielbergs „Das Reich der Sonne“) zum ernsthaften erwachsenen Zuschauer gut geschafft, was nicht selbstverständlich ist.
Nolan wollte „Batman“ komplett neu erfinden und zeigen, wie aus einem Kind, das miterleben musste, wie seine Eltern umgebracht wurden, ein gnadenloser Kämpfer für Gerechtigkeit wird, der aber von schmerzhaften Rachgefühlen und Selbstzweifeln geplagt wird. Um das zu zeigen nimmt sich Nolan in dem weit über zweistündigen Film viel Zeit und so taucht Batman im Kostüm erstmals nach über einer Stunde auf. Trotzdem kommt vorher keine Langeweile auf, weil man gespannt verfolgt – und nun auch versteht – was Bruce Wayne antreibt, zum „dunklen Ritter“ zu werden. Sein Kampf gegen die klassischen Feinde „Scarecrow“ und Ra´s Al Ghul in der zweiten Hälfte des Film ist dann ziemlich actionreich und optisch ausgesprochen aufregend umgesetzt, aber inhaltlich eigentlich eher dünn. In diesem Film geht es nun mal eher um die Transformation von Wayne zu Batman. Die Schauwerte sind allerdings faszinierend.
Die Umsetzung ist so, wie man es von großem Hollywood-Kino erwarten darf, wobei viel CGI benutzt wird, um die Megastadt Gotham City zu zeigen. Die Optik ist weitgehend düster, vielleicht hier und da sogar zu düster für ein Mainstream-Publikum, was den Erfolg des Filmes aber nicht getrübt hat. Ob zu diesem Zeitpunkt schon klar war, dass das Ganze eine Trilogie wird, weiß ich nicht, aber mit „The Dark Knight“ und (dem unter tragischen Umständen gestarteten – Stichwort: Amoklauf in den USA) „The Dark Knight Rises“ wurde „Batman Begins“ extrem erfolgreich fortgesetzt.
Die Besetzung neben Bale in der Hauptrolle ist großartig. Hat Katie Holmes als Kindheitsfreundin Rachel noch relativ wenig zu tun, so sind große Mimen wie Morgan Freeman, Liam Neeson, Michael Caine (großartig als Butler Alfred), Rutger Hauer und Gary Oldman eine sichere Bank. Dazu gegen sich bekannte Namen wie Ken Watanabee, Cillian Murphy und Tom Wilkinson die Klinke in die Hand. Als einziges könnte man vielleicht kritisieren, dass Frauen in „Batman Begins“ praktisch keine Rolle spielen, aber wahrscheinlich muss man das Ganze einfach als „Jungs“-Film ansehen.
Nolan hat es tatsächlich geschafft, Blockbuster-Kino mit inhaltlichem Tiefgang zu schaffen, also auf dem Grat zwischen Unterhaltung und Anspruch zu tanzen. Ein wenig kritisieren kann man sicher, dass es absolut keinen Humor gibt und so kaum eine Gelegenheit besteht, auch mal als Zuschauer durchzuatmen. Dass der Film dennoch ein großer Erfolg wurde, zeigt, was für ein besondere und großartiger Regisseur Nolan ist, was er ja später mit den Fortsetzungen und dem beeindruckenden „Inception“ bewiesen hat.
Vielleicht ist „Batman Begins“ in der ersten Hälfte ein kleines bisschen zu ausführlich geworden, aber das ist dann schon Jammern auf extrem hohen Niveau. (A.P.)
Kritik 2:
Als Bruce Wayne noch ein kleiner Junge war, wurden seine Eltern von einem Gauner vor seinen Augen ermordet. Da diese sehr wohlhabend waren, muss er deshalb nicht in Armut leben, stattdessen zieht ihn Butler Alfred Pennyworth groß. Als nun der kleine Bruce ein großer Bruce geworden ist, will er sich an die Bewahrung der Gerechtigkeit und der Vernichtung der Ungerechtigkeit machen und so präpariert er sich mit einem fluffigen Kostüm, erlernt sich ein paar Kampftechniken und will nun den Tod seiner Eltern rächen und uch sonstige Kriminalität bekämpfen…
Aha, so war das also, so fing alles an. Das Thema Batman war eigentlich komplett tot. Tim Burton hat gute Arbeit geleistet, „Batman Forever“ konnte noch gut überzeugen, vor allem durch einen guten Soundtrack und dann kam „Batman & Robin“, der so unsagbar schlecht und so grausig war, der die Figur Batman vergewaltigte, so dass niemand sich traute, einen weiteren Teil zu produzieren. Bis jetzt jedenfalls. Und man tat genau das, was getan werden musste, man machte statt eines hohlen Comicgebildes mit zuviel Action und zu vielen Effekten ein menschliches Drama. Das ist sogar einigermaßen gelungen, muss man sagen. Natürlich gibt es auch die stereotypen Bösewichter und auch übertriebene Actionszenen, doch das gehört ja nun mal dazu. Dafür dürfen wir Bruce Wayne, dieses Mal dargestellt durch den großartigen Christian Bale, bei seinen psychologischen Krisen zuschauen, wobei seine Reifung vom Normalo zum Superhelden in Form der Erlernung der Kampfsportarten ein bisschen zu langgestreckt ist. Bale ist es sicherlich zu verdanken, dass der Film ernster geworden ist, als er geplant war, der Mann ist einfach grandios (schaut Euch diesbezüglich unbedingt „THE MACHINIST“ an). Dazu gibt es wieder eine gut-düstere Atmosphäre, natürlich auch einige Effekt und das Schöne ist, dass alles relativ realistisch bleibt, jedenfalls realistischer, als die letzten Filme. Alles in allem doch ziemlich gelungen. (Haiko Herden)
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