Christiane ist ein Teenager, der in bescheidenen Verhältnissen aufwächst. Die Eltern sind geschieden und mit ihrer Schwester wohnt sie bei der Mutter, die sich zwar Mühe mit den Kindern gibt, sich aber letztlich doch mehr für ihren neuen Freund interessiert. Irgendwie gerät Christiane in eine Clique von Leuten, in der zunächst noch relativ leichte Drogen konsumiert werden, aber schon bald sind sie und ihr Freund Detlef in der Heroinhölle und müssen am Bahnhof Zoo in Berlin anschaffen gehen, um ihren Konsum zu finanzieren. Um Christiane herum bricht die Welt immer schneller zusammen, Entzugsversuche scheitern, Freunde sterben unter unwürdigsten Verhältnissen, die Beziehung zerbricht und irgendwann will die gerade 15-jährige aufgeben...
Das Buch „Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo“, das auf Tonbandaufzeichnungen zweier Stern-Reporter mit der drogenabhängigen Christiane Felscherinow basiert, war Ende der 70er Jahre ein aufrüttelndes und schockierendes Werk, das gezeigt hat, wie eine typische Drogenkarriere verläuft. Bis heute ist das Buch in unzähligen Auflagen und vielen Sprachen erschienen und in vielen Schulen auf dem Lehrplan der Mittelstufe. 1981 entstand der gleichnamige Film, der ebenfalls viel Aufsehen erregt hat und in England beispielsweise mit einer FSK 18-vergleichbaren Freigabe erschienen und trotzdem geschnitten ist. Auch wenn die echte Christiane F. nicht besonders viel von dem Film hält (wie sie auf ihrer Maxisingle „Final Church“ im Begleittext schrieb), so ist er doch ein bedrückendes, perfekt inszeniertes Drama, das eigentlich jeder Jugendliche ansehen sollte, um zu kapieren, wie kaputt Drogen machen. Wahrscheinlich machen sie in der Realität noch viel kaputter, als im Film dargestellt, aber auch das Gezeigte reicht schon, um zum nachdenken anzuregen. In düsteren Bildern wird der Weg Christiane´s in die Hölle gezeigt, angefangen damit, dass sie auf der Suche nach Anerkennung erst leichte Drogen nimmt, aber immer weiter in die Szene abrutscht, aus der es irgendwann keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Hierbei werden nicht die „schönen“ Drogenerfahrungen gezeigt, wenn man high ist, sondern die abstoßenden Seiten der Sucht, der Entzug, die ständige Jagd nach Geld für den nächsten Schuss, die ausgemergelten Gestalten, die apathisch in U-Bahn-Schächten rumhängen und der Tod. Besonders realistisch wird der Film durch die ausdrucksstarken Schauspieler, allen voran die damals noch blutjunge Natja Brunckhorst, in der Titelrolle, die ihre Rolle mit unglaublicher Überzeugungskraft spielt. Der Handlungsort Berlin wird hier heruntergekommen und trostlos gezeigt, Berlin-Mauerstadt, auf der einen Seite das bunte vorgegaukelte schöne Leben, auf der anderen Seite der Abgrund, aus dem es kein Entkommen gibt. Natürlich, und zum Glück, hat der Film kein Happy End, das wäre auch unglaubwürdig gewesen. Die echte Christiane F. hat in den 80er Jahren mehrere Therapien gemacht, im Gefängnis gesessen, wurde immer wieder rückfällig, machte Musik im Umfeld der Einstürzenden Neubauten, zog immer wieder um und kam anscheinend nie zur Ruhe. 1999 lebte sie mit ihrem kleinen Sohn in Berlin, offenbar clean...was heute ist? Keine Ahnung.
Einen guten Teil seiner Intensität bezieht der Film auch durch den Soundtrack, zu dem David Bowie unter anderem auch seinen unsterblichen Song „Heroes/Helden“ beigesteuert hat. Der Soundtrack zum Film ist heute legendär und liegt seit einiger Zeit auch als CD vor.
Auch, wenn der Film sicher nicht in allen Einzelheiten die wahre Geschichte von Christiane F. erzählt, so ist er doch einer der besten deutschen Filme überhaupt. Allerdings sollte man spätestens, nachdem man den Film gesehen hat, auch das Buch lesen.
Die deutsche DVD ist bei Euro Video erschienen und präsentiert den Film in Vollbild bei guter Qualität und mit einwandfreiem Ton. Das Bonusmaterial beschränkt sich allerdings nur auf ein paar Texttafeln zu den Darstellern, Regisseur, Christiane F. und der Produktion. Wer´s braucht kann sich dann noch ein paar Trailer zu anderen Veröffentlichungen ansehen. Da der Film inzwischen recht günstig zu kaufen ist, sollte er eigentlich in jeder DVD-Sammlung stehen. (A.P.)
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