Ein junger koreanischer Priester stellt sich für ein medizinisches Experiment zur Verfügung und stirbt dabei. Doch kurz darauf erwacht er als Vampir wieder zum leben, hält seine neue Natur aber geheim und achtet darauf, dass er durch seinen Blutdurst keinem Menschen schadet. Als er sich in die junge Frau eines Bekannten verliebt und er sich ihr bald darauf offenbart, beginnen die Ereignisse dramatisch zu werden. Der Priester bringt den Mann seiner Geliebten um und macht sie nach einiger Zeit auf ihren Wunsch hin mit seinem Blut ebenfalls zum Vampir. Doch während er unauffällig leben will, beginnt sie, ihren neuen Trieben freien Lauf zu lassen. Die Liebe der beiden treibt unabwendbar auf eine Katastrophe zu…
Park Chan-Wook („Oldboy“, „I´m A Cyborg But That´s Okay” und andere Filme) ist vielleicht der weltweit bekannteste südkoreanische Regisseur und hat nun mit „Durst“ die erste südkoreanische Filmproduktion gedreht, die in Kooperation mit einem Hollywood-Studio entstanden ist. Dass dies ausgerechnet ein Vampirfilm und nicht ein Action-Werk geworden ist, überrascht doch ein wenig. Doch Park Chan-Wook konnte auf dem deutschen Fantasy Filmfest und beim Filmfest in Cannes mit „Durst“ eine Menge Eindruck erzielen.
Obwohl der Film relativ straight und westlich erscheint, ist es nicht verwunderlich, dass er mit den im Westen bekannten Vampirfilmen, seien es die Hammer-Klassiker oder die moderne Variante in den „Twilight“-Filmen, nur wenig zu tun hat. Klar, auch hier ernähren sich die Vampire von Blut und müssen das Sonnenlicht meiden und auch übermenschliche Kräfte haben sie. Aber ansonsten wirken sie sehr menschlich, haben natürlich keine spitzen Zähne und christliche Symbolik macht ihnen schon mal gar nichts aus, was durch die Tatsache, dass die Hauptfigur ein katholischer Priester ist, auf die Spitze getrieben wird. Dieser leidet unter seinem Dasein, kann sich aber den Freuden des Fleisches nicht entziehen. Wie es sich für die Vampir-Thematik gehört, spielt Sex eine wichtige Rolle, um die Geschichte voran zu treiben. Dabei geht es für einen ostasiatischen Film relativ explizit zu. Der Regisseur scheint aber bewusst darauf verzichtet zu haben, die Sexszenen zu erotisch darzustellen, vielmehr wirken sie kalt und distanziert wie die gesamte Atmosphäre des Films. Die Farben sind düster und fast schon steril, wie die am Ende komplett weiß gestrichene Wohnung. Nur das Blut, das wenn es benutzt wird gleich schwallartig ins Bild strömt, ist knallrot. Diese starken Kontraste geben dem Film hier und da fast etwas expressionistisches.
Die Atmosphäre erscheint teilweise fast so hoffnungslos und deprimierend wie in Miikes „Audition“, was vor allem an der jungen Hauptdarstellerin Kim Ok-Bin liegt, die sehr überzeugend den Wandel vom unterdrückten Mauerblümchen zur befreiten, gierigen Vampirin darstellt. Die Symbolik hierbei ist nicht besonders filigran oder gar originell, aber das ist vielleicht dem Mainstream-Publikum geschuldet, das natürlich vor allem unterhalten werden will ohne allzu viel nachdenken zu müssen. Aber auch so ist „Durst“ ein nicht ganz leicht zu konsumierender Film, der in der ersten Hälfte praktisch komplett ein Drama ist und erst danach zu einem relativ straighten Horrorfilm wird. Mit gut 130 Minuten Laufzeit gilt es vor allem am Anfang einige Längen zu überstehen und man fragt sich, warum der Regisseur hier nicht etwas straffer geschnitten hat. Das Auge für optisch gelungene Einstellungen ist immer noch vorhanden und so einige Szenen bleiben alleine deswegen lange beim Zuschauer hängen.
Mit „Twilight“ und Konsorten hat „Durst“ überhaupt nichts zu tun und wurde definitiv für ein anderes, anspruchsvolleres Publikum geschaffen. Das Gute ist, dass man unabhängig vom Thema auch einfach als Fan von asiatischer Filmkunst diesen Film ansehen kann und wieder einmal bewiesen kriegt, dass gute Filme eben nicht unbedingt aus Hollywood kommen müssen. Über Park Chan-Wook kann man auf jeden Fall sagen, dass er wieder einmal eine neue Seite von sich gezeigt hat. Vampir-Fans, die auch andere Werke mit neuen Ideen wie „So Finster Die Nacht“ mögen, bekommen hier neuen Stoff geboten, der nicht sofort nach dem Ende des Films wieder aus dem Gedächtnis verschwindet.
Die deutsche Blu Ray Disc ist bei MFA-Film/Ascot erschienen und bietet das für eine große Produktion zu erwartende gute Bild im Format 1:2,35. Beim Ton kann man Deutsch und Koreanisch wählen, bei letzterem aber leider nur mit nicht ausblendbaren Untertiteln (nicht, dass ich mir den Film auf Koreanisch ohne Untertitel ansehen würde, aber trotzdem ist es immer schlecht, wenn man nicht die freie Wahl hat). Die DVD kommt lobenswerterweise mit einem Wendecover, so dass man nicht ständig den FSK-Flatschen vor Augen haben muss.
Als Bonus gibt es neben zwei Trailern auch noch ein interessantes Interview mit dem Regisseur auf der Bühne beim Fantasy Filmfest 2009. Was dann aber das kurze „Special“ soll, bei dem man Park Chan-Wook nur beim Autogrammeschreiben zugucken kann, weiß wohl niemand so genau, aber gut, so kann auch noch der letzte Filmschnipsel verwurstet werden. Für Fans des Mannes sicher nett, aber kein Mehrwert auf der Blu Ray Disc. (A.P.)
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