Thomas Bardo hatte wirklich einen Scheiß-Tag. Job verloren, Wohnung verloren und damit obdachlos, beim Arbeitsamt an der Bürokratie gescheitert und dann wird er auch noch nachts, als er nach einem Schlafplatz sucht, von der jungen Brandi mit dem Auto angefahren, so dass er schwer verletzt in der Windschutzscheibe steckenbleibt. Vollkommen geschockt gibt die Altenpflegerin Vollgas und fährt nach Hause in ihre Garage, statt Hilfe zu holen. Zu Hause hat sie erstmal Sex mit ihrem Freund, einem Ecstasy-Dealer und verdrängt die Tatsache, dass ein Mann in ihrer Windschutzscheibe steckt. Am nächsten Morgen entdeckt sie voller Schrecken, dass der Mann immer noch lebt. Als dieser um Hilfe bittet, schlägt sie ihn bewusstlos und geht erstmal zur Arbeit, weil sie ihre anstehende Beförderung zur Stationsleiterin nicht aufs Spiel setzen will. Im Laufe des Tages versucht Thomas immer wieder, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, doch Brandi bittet ihren Freund, der gar nicht so cool ist, wie er immer tut, den Schwerverletzten zu beseitigen. Die Lage wird immer aussichtsloser und eskaliert schließlich vollkommen…
Ein Film von Stuart Gordon mit Mena Suvari in der Huptrolle…das muss doch was sein, oder? Und tatsächlich, das leider ziemlich unbekannt gebliebene Werk „Stuck“ ist ein böser kleiner Film, dessen Story ihre Wurzeln in einer angeblich wahren Begebenheit hat. Suvari kennt man seit rund 15 Jahren als immer sehenswerte Schauspielerin, die 1999 mit den Filmen „American Pie“ und dem oscargekrönten „American Beauty“ zu den jungen Stars in Hollywood gehört. Mit „Loser“ und „Sugar´n´Spice“ hat sie einige sympathische, gut unterhaltende Filme gedreht, aber beispielsweise auch im Remake von „Day Of The Dead“ mitgemacht. Dass sie sich aber auch nicht zu schade ist, kleine aber dafür umso interessantere Filme zu machen, hat sie mit „Spun“ bewiesen, wo sie nicht die Süße war, sondern ein ziemliches Drogenwrack. Sehr gut, dass sie offenbar immer wieder Interesse hat, gegen ihr Image anzuspielen und so überzeugt sie auch in „Stuck“ als eher schräger Charakter, der in einer Extremsituation völlig hilflos agiert. Offenbar fand sie das Drehbuch so gut, dass sie gleich auch noch als Produzentin mit eingestiegen ist, was zeigt, dass sie an den Film glaubt. Neben der wunderbaren Christina Ricci – in „After.Life“ ebenfalls vor einiger Zeit in einem recht mutigen Film besetzt – ist Mena Suvari eine der interessantesten aktuellen Schauspielerinnen der jüngeren Garde, wobei beiden sicherlich ihr unverwechselbares Gesicht zusätzlich hilft, spannende Rollen zu bekommen.
Stuart Gordon hat uns mit „Re-Animator“ und „From Beyond“ zwei Klassiker des Horror-Genres geschenkt und auch danach mit „Castle Freak“, „Fortress“ und „Dagon“ einige schöne Genrebeiträge abgeliefert. Bei „Stuck“ hat er sich einer wahren Begebenheit angenommen, die aber sicherlich sehr frei interpretiert wurde und aufgrund der Dramaturgie viele Ereignisse zugespitzt hat. Mit Stephen Rea ist ein Schauspieler dabei, der in den letzten über 30 Jahren in vielen Filmen mitgespielt hat, auch in großen Produktionen, und dessen Gesicht sicher jeder schon mal in einem Film gesehen hat, dessen Name man aber nicht unbedingt behält. Ein Genosse von beispielsweise Steve Buscemi also. In „Stuck“ liefert er eine starke Vorstellung ab als gebrochener Mann, der dann auch noch unschuldig nach einem Unfall in einer Windschutzscheibe steckenbleibt und dem einfach nicht geholfen wird. Bei den verschiedenen Gelegenheiten, wo ihm FAST geholfen wird fiebert man wirklich mit und denkt nur „Du armes Schwein, das hast Du wirklich nicht verdient.“
Alle anderen Rollen bleiben nebensächlich und oberflächlich, so dass sich fast eine Art Kammerspiel entwickelt. Dabei haben sowohl Suvari als auch Rea einige Szenen, die sicher hart an die Ekelgrenze rangingen, vor allem Rea wird den Dreh bestimmt als richtig hart in Erinnerung behalten haben. Mena Suvari erfreut hingegen mit einer schönen Sexszene, die allerdings – wenig überraschend – alptraumhaft endet. Die FSK18-Freigabe ist aufgrund einiger ziemlich harter und blutiger Szenen gerechtfertigt. Trotz der tragischen und dramatischen Geschichte geht der Film in einigen Szenen auch als tiefschwarze Komödie durch, weil die Ereignisse so überspitzt dargestellt werden, dass man fast lachen muss. Das erinnert an eine Mischung aus „Tötet Mrs. Tingle“ und der Anhalter-Episode in „Creepshow 2“.
„Stuck“ ist ein makabrer Film, der aber durchaus unterhaltsam ist, bei Mainstream-Guckern aber wohl eher für Ratlosigkeit sorgen wird. Trotzdem oder gerade deswegen kann ich ihn nur empfehlen, wenn man mal was anderes als großes Hollywood-Kino sehen will.
Die deutsche Blu Ray Disc ist bei Constantin Film erschienen. Die Bildqualität ist insgesamt okay, leidet aber in und wieder an einigen kleineren Störungen und Verschmutzungen, was auf ein nicht gerade perfektes Master schließen lässt. Deutscher und englischer Ton sind einwandfrei und dazu gibt es noch deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Im Zentrum des Bonusmaterials steht der Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarstellerin und einem der Produzenten. Dazu gibt es einige typische Featurettes mit Behind The Scenes Material und Interviews und Texttafeln über die Darsteller. Für so einen kleinen Film ist das schon ganz okay. (A.P.)
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