Lucy finanziert ihr Studium mit allen möglichen Jobs. Sie geht sogar so weit, ihren Körper an Männer zu verkaufen und nimmt diese Situation als gegeben hin. Als sie sich bei einer exklusiven Agentur als Dessous-Kellnerin für Treffen von reichen, älteren Herren meldet, scheint sich ihre finanzielle Situation zu verbessern. Sie erhält das Angebot, darüber hinaus für eine gutbezahlte besondere Dienstleistung zur Verfügung zu stehen: von Drogen betäubt soll sie im Bett für alle möglichen Fantasien zur Verfügung stehen, ohne davon selbst etwas mitzubekommen. Lediglich Penetration und Verletzung ist verboten. Das geht eine ganze Weile gut, doch in Lucy erwacht der Wunsch, zu Wissen, was da mit ihr passiert…
Emily Browning hat in den letzten Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt. Von soliden Genre-Produktionen wie „Ghost Ship“ und „Der Fluch Von Darkness Falls“ bis hin zu großen Hollywood-Produktionen wie „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ und „Der Fluch Der Zwei Schwestern“ hat der Weg geführt und mit „Sucker Punch“ steht eine ganz große Produktion in ihrer Vita, bei der es allerdings ein bisschen an prickelnder Erotik fehlte, was wohl am eher jungen Zielpublikum lag, so dass der Film etwas zu brav wurde.
Was Erotik angeht, hat sie aber mit „Sleeping Beauty“ alles nachgeholt, denn hier sieht man von ihrem schönen, zierlichen Körper wirklich alles. Der Trend, dass sich junge, erfolgreiche Schauspielerinnen zur Abwechslung mal von mainstreamigen Rollen weg zu eher mutigen Auftritten begeben hält also an. Mena Suvari begeisterte in „Spun“ und „Stuck“ und Christina Ricci hat mit „After.Life“ ein faszinierend ungewöhnliches Werk vorgelegt. Nun dürfen wir also Emily Browning als eine Art modernes Dornröschen sehen – „Sleeping Beauty“ ist der englische Titel des durch die Brüder Grimm bekannt gewordenen Märchens.
Ein Märchen im klassischen Sinne bekommen wir allerdings nicht zu sehen, eher eine Art Erotik-Drama mit fast schon lethargischer Atmosphäre. Lucy wirkt in ihrer Welt fast teilnahmslos und lediglich die unklare Beziehung zu ihrem einzigen Freund, dem kranken Birdman, ruft Gefühle in ihr hervor.
Schockierend ist aber weniger, was Lucy in den fast schon komatösen Phasen über sich ergehen lassen muss, sondern welche erotischen Fantasien die alten Männer bei ihrem Anblick haben. Man muss sie schon trotz all ihrem Reichtums als emotionale Wracks bezeichnen und hat fast Mitleid.
Obwohl Emily Browning wirklich wunderschön ist und einen makellosen Körper hat, steht die Nacktheit gar nicht allzu voyeuristisch im Mittelpunkt. Die Schauspielerin schafft es, dass die sicher nicht einfach zu spielenden Szenen nicht obszön sondern sehr natürlich wirken. Da kann man sie schon mit Christina Ricci in „After.Life“ vergleichen, auch wenn das Thema ein ganz anderes ist – wobei man, wenn man denn wollte, sicherlich so einige Parallelen zwischen beiden Filmen ziehen könnte.
Die Optik des Films ist sehr klar, sehr distanziert und fast schon steril, was aber auf jeden Fall gewollt ist und somit kein Kritikpunkt. Etwas kritischer ist da schon, dass außer Lucy keine andere Rolle eine tiefere Charakterisierung erhält und selbst von Lucy erfährt man fast nur etwas über die Gleichgültigkeit, mit der sie durchs Leben geht. Das wird immer wieder in eingeschobenen Szenen gezeigt, die sie bei ihren miesen Jobs zeigt. Obwohl diese Szenen schon notwendig sind, hat der Film einige Längen und hätte sicherlich gute zehn Minuten gestrafft werden können. Insgesamt ging es hier wohl eher um Stil als um Inhalt. Hervorstechend sind lange, fast bewegungslose Einstellungen, etwas, das junge Filmgucker heute kaum noch kennen, so dass sie den Film schon deshalb möglicherweise wegen fehlenden Tempos ablehnen. Schade eigentlich.
Trotzdem ist „Sleeping Beauty“ ein sehenswerter Film, nicht nur für Emily Browning-Fans. Wahrscheinlich ist dies der „französischste“ Film, der je in Australien produziert wurde.
Die deutsche Blu Ray kommt von Capelight in einem Pappschuber, der allerdings kein alternatives Artwork zum eigentlich Covereinleger bietet. Lediglich das Covermotiv wurde gespiegelt. Notwendig ist dann ein Schuber eigentlich nicht.
Die Bildqualität ist sehr gut, der Ton ebenfalls, wobei man natürlich aufgrund der Story keine besondere Beanspruchung der Surroundanlage erwarten sollte. Als Sprachen kann man Deutsch und Englisch wählen, sowie die entsprechenden Untertitel.
Als Bonus gibt es ein kurzes Feature mit Interviews und den Trailer. (A.P.)
|