Len Maynard zieht mit seiner Frau Jenny und der dreizehnjährigen Tochter Sally Mitte der 70er Jahre in ein neues Reihenhaus. Sally gefällt das neue Heim von Anfang an nicht und als das Mädchen beginnt, über merkwürdige Ereignisse wie umfallende Standuhren, Eiseskälte im Haus und an der Decke schwankende Lampen zu berichten, glauben die Eltern zunächst, dass es nur bockig ist. Doch schnell erleben auch die Eltern so einiges, was sie bald an den Geist eines in der Vergangenheit ermordeten Mädchens glauben lässt. Aber will der Geist Böses oder will es die Familie nur aus dem Haus vertreiben, um sie vor einer viel größeren Gefahr zu schützen..?
Man dachte ja eigentlich, das Genre des Spukhausfilms hätte sein Leben spätestens in den 80er Jahren ausgehaucht, bot es doch im Grunde immer nur wieder die gleiche, leicht variierte Geschichte. Doch mit der Neuverfilmung von „The Amityville Horror“ und dem gigantischen Erfolg der inzwischen auf vier Teile angewachsenen „Paranormal Activity“-Serie erwachte dieser klassische Gruselstoff zu neuem Leben und brachte auch kleine Filme wie „When The Lights Went Out“ hervor.
Die englische Produktion mit in Deutschland weitgehend unbekannten Darstellern, basiert angeblich auf einer wahren Begebenheit aus den frühen 70er Jahren. Dementsprechend ist die Geschichte auch in der Zeit angesiedelt, was der Film mit einer sehr guten Ausstattung rüberbringt. Wohnungseinrichtungen, Autos, Kleidung und extrem geschmacklose Frisuren sind wirklich gut getroffen und sorgen beim Zuschauer, der diese Zeit noch selbst miterlebt hat, für die erste Gänsehaut. Ansonsten hält sich der Film an die Regeln und kann ziemlich punktgenau als Mischung aus „Amityville“, „Poltergeist“ und „Der Exorzist“ beschrieben werden. Erst ein paar kleine Hinweise auf den Poltergeist, dann immer mehr, eine Hintergrundgeschichte, die auf einem Verbrechen in der Vergangenheit beruht, Versuche, den Poltergeist zu vertreiben und ein aufregendes Finale nachdem man glauben sollte, jetzt sei wieder alles in Ordnung. Sehr straight inszeniert und ohne größere Überraschungen wird hier ein solider Geisterfilm abgeliefert, der einige gute Momente hat und hier und da auch optisch schön ist, zum Beispiel bei den Szenen in der Klosterruine oder wenn Sally nachts, vom Geist besessen, das Haus verlässt um in den nahen Wald zu gehen.
Was richtig große Schockmomente angeht, hält man sich aber doch sehr zurück, nur wenige Male überlegt man als Zuschauer, ob man gerade hätte zusammenzucken sollen. Blutig wird es dann auch überhaupt nicht. Es fehlt einfach ein bisschen die Atmosphäre um richtige Gruselstimmung zu erzeugen. Das liegt auch an den manchmal schon fast leblos (!) spielenden Darstellern, die alle nicht schlecht sind, aber irgendwie auch keine großen Ansatzpunkte für Sympathie und somit zum Mitfiebern bieten. Zumal sie sich auch nicht besonders glaubwürdig verhalten. Viel zu schnell akzeptieren sie, dass ein Geist im Haus ist, lange ist von richtiger Angst wenig zu spüren und es wird kaum nachgeforscht, welche Ursachen die Phänomene haben. Erst zum Ende hin wird es etwas dramtischer.
Leider verlaufen auch einige viel versprechende Handlungsstränge im Nichts, so verschwindet Sallys Freundin Lucy plötzlich aus der Geschichte, nachdem es einige Andeutungen gab, dass sie in Verbindung mit den Ereignissen stehen könnte. Die Figur von Sallys Lehrer wird ebenfalls verschwendet und auch mit dem Pfarrer hätte man sicher noch mehr machen können. Tiefere Einblicke in das den Spuk auslösende Verbrechen in der Vergangenheit gibt es leider auch nicht.
So ist ein durchaus guter Geisterfilm herausgekommen, der aber einiges an Potenzial verschenkt und deshalb kaum zu den zukünftigen Klassikern des Genres zählen wird, dafür ist er einfach nicht atmosphärisch und gruselig genug. Horrorfans sollten dennoch ein Auge riskieren, denn eine Enttäuschung ist „When The Lights Went Out“ auf keinen Fall.
Die deutsche Blu Ray ist bei Ascot Elite Home Entertainment erschienen. Bild und Ton entsprechen dem Niveau, das eine aktuelle Produktion dieser Größenordnung haben sollte. Als Sprachen gibt es Deutsch und Englisch, sowie deutschsprachige Untertitel. Das Bonusmaterial fällt mit zwei Trailern und ein paar Minuten Behind the Scenes-Material mit ein paar Statements von Beteiligten spärlich aus, so dass man der Veröffentlichung eine absolute Minimalausstattung bescheinigen muss. Dafür ist der Film sehr preiswert zu bekommen. (A.P.)
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