„Das Vermächtnis Des Professor Bondi“ ist ein recht frühes Regie-Werk von Altmeister Roger Corman und versucht nur in der deutschen Fassung eine Fortsetzung von „Das Kabinett Des Professor Bondi“ zu suggerieren. Dafür wurde sogar exklusiv für die deutsche Fassung eine Art Prolog gedreht, der einen Bezug zum Nicht-Vorgänger schafft und eher wie ein Theater-Monolog wirkt, als dass es zum Rest des Filmes passt. Das dauert dann schon mal fast 10 Minuten des insgesamt nur etwas über 70minütigen Films.
Zu den Klassikern des Grusel-/Horror-Genres gehört „Das Vermächtnis Des Professor Bondi“ sicherlich nicht, ist aber eine durchaus unterhaltsame, Corman-typische kleine Perle, die zwischen Grusel, Tragikomödie und Trash hin- und herpendelt und für zwischendurch lohnenswert ist.
Die Story um einen Außenseiter, der plötzlich im Mittelpunkt steht und Morde begeht, um die Aufmerksamkeit nicht wieder zu verlieren ist nicht tiefgehend, aber solide, zumal Dick Miller den schüchternen, etwas zurückgebliebenen jungen Walter sehr überzeugend spielt und den Film fast alleine trägt und in praktisch jeder Szene vorkommt. Obwohl er hier eigentlich der Bösewicht ist, ist er gleichzeitig auch eine tragische Figur, die durch dumme Zufälle zum Mörder wird, aber eigentlich nur nach Anerkennung und Liebe sucht. Die übrigen Figuren sind eher Karikaturen, Künstler, die bedeutungsschwangere Gedichte vortragen, Existenzialisten, die unbedarfte Normalbürger abzocken, hübsche junge Frauen, die sich gerne in Künstlerkreisen rumtreiben, klischeehafte Polizisten und vieles mehr.
Umgesetzt wurde der Film in wenigen Tagen fast ausschließlich in zwei Studiokulissen (die Bar und Walters Appartment) und in preiswertem Schwarz-Weiß. Corman hat es aber durch gute Kameraeinstellungen und fast schon expressionistische Licht-/Schattenspiele geschafft, den Film nach mehr aussehen zu lassen – das war schon immer Cormans Stärke.
Wer entweder die Arbeiten von Roger Corman mag oder eben kleine Horrorperlen aus „uralter“ Zeit, darf hier auf jeden Fall zugreifen und wird eine Menge Spaß haben.
„Das Vermächtnis Des Professor Bondi“ erschien auf DVD in der „Galerie Des Grauens“-Reihe von Anolis. Dieser Rezension liegt eine abgespeckte Version zugrunde, die von Anolis in einer schicken Buchbox in minimaler 66er Auflage erschienen ist. Es gibt auch noch zwei weitere Covervarianten in 66er und 44er Auflage. Die Bildqualität ist durchwachsen, für einen über 50 Jahre alten B-Film aber noch völlig in Ordnung. Auch der Mono-Ton ist natürlich alles andere als Referenzklasse, aber gut verständlich und ohne größere Ärgernisse. Deutsche und englische Sprache und deutsche Untertitel sind Standard. Beim Bonusmaterial wurde gegenüber der „Galerie Des Grauens“ gespart und so gibt es nur den deutschen Trailer und eine schöne Aushangfoto-Bildergalerie. (A.P.)
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