Die 18-jährige Helen ist durch ihre Mutter ziemlich stark beeinflusst, denn diese ist extrem auf Hygiene bedacht, besonders die Scheide sollte rein gehalten werden. Helen tritt allerdings nicht in dieselben Fußstapfen, sondern schlägt genau ins Gegenteil: Mit Körperausscheidungen und Schmutz geht sie sehr offensiv um, nur ihre Hämorrhoiden stören sie sehr, weswegen sie auch eines Tages ins Krankenhaus kommt. Hier lernt sie einen Krankenpfleger kennen und verguckt sich prompt in ihn, während sie gleichzeitig versucht, ihre getrennt lebenden Eltern ins Krankenzimmer zu locken, damit diese sich wieder versöhnen…
Auf die Romanvorlage von Charlotte Roche braucht man hier wohl nicht eingehen, das ist an anderer Stelle bereits getan worden. Zum Vergleich Buch und Film kann man nur das Übliche sagen, was man bei Romanverfilmungen immer sagen muss: Das Buch ist besser, und es wurden auch viele Teile aus dem Buch weggelassen, was ja auch normal ist, da ein Film andere Wege gehen muss. Erstaunlicherweise hat der Film bei mir erst im Nachhinein gezündet, nämlich in dem Augenblick, indem man sich bewusst wird, dass man das Ganze losgelöst vom Buch sehen muss, und in dem Augenblick, indem einen klar wird, dass das Werk viele Dinge doch ziemlich richtig macht und man nicht einfach nur auf billige Provokationen setzt. Die Besetzung mit Carla Juri ist gelungen, auch wenn sie leider mit 28 Jahren eben nicht mehr wie 18 aussieht, aber zumindest auch nicht wie 28, irgendwo dazwischen. Provokationen findet man eher in der ersten Hälfte, wo man auch schon mal ein Geschlechtsteil zu sehen bekommt, aber, wie erwartet, natürlich auch nicht in alle Detailfreudigkeit und auch nicht allzu lange. Die zweite Hälfte ist dann eher die Besinnung auf „Auch ich brauche Liebe und Vertrauen“. Filmisch ist das Ganze auch in Ordnung, Rückblenden beleben und erklären die Geschichte, und die Szenen zwischen Helen und ihrer Freundin Corinna (dargestellt von Marlen Kruse, die schon eher jugendlich aussieht) sind sehr amüsant. Auf jeden Fall kann man sagen, dass „FEUCHTGEBIETE“ lange nicht der Skandalfilm ist, er schrammt nur an den Grenzen, die der Mainstream vorgibt, überschreitet sie aber im Endeffekt nicht. Das kann man eigentlich als schade ansehen, war das Buch doch recht explizit, aber man kann es natürlich auch verstehen. Dafür entschädigen einige gelungene visuelle Einfälle. (Haiko Herden)
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