Simin will sich scheiden lassen. Sie hat nach ziemlich langer Zeit endlich die Ausreisepapiere erhalten und möchte nun den Iran verlassen, doch ihr Mann Nader möchte nicht mehr mitkommen, er fühlt sich verpflichtet, seinen an Alzheimer erkrankten Vater zu pflegen. Auch seine 12-jährige Tochter möchte nicht mit Simin mitkommen und lieben bleiben. Der Scheidungsrichter erkennt Simins Gründe nicht an, sodass diese vorerst zu ihren Eltern zieht, die ihre Tochter nicht verstehen können. Nader derweil sucht sich eine Pflegerin für seinen Vater, da er ja arbeiten muss. Razieh übernimmt dies, doch sie kann es aus religiösen Gründen nicht ihrem Mann erzählen, dass sie bei einem alleinstehenden Mann arbeitet und auch noch einen Mann pflegt. Schnell ist sie überfordert und fesselt den Kranken ans Bett, während sie in der Stadt erledigt. Als Nader eines Tages früher von der Arbeit nach Hause kommt, überschlagen sich die Ereignisse…
Wann kriegt man schon mal Filme aus dem Iran zu sehen? Und dann auch noch ein sehr gutes Drama. Wenn sich schon mal Filme aus muslimischen Ländern hierher verirren, dann sind es meist Filmemacher, die den Glauben oder die Politik des Landes kritisieren, doch „NADER UND SIMIN“ geht einen anderen Weg, es geht um Menschen. Der Glaube spielt natürlich auch eine Rolle, aber nur, weil er auch im Alltag eine Rolle spielt, er wird hier weder glorifiziert oder verteufelt, und die darin handelnden Personen werden durch den Glauben in ihren Handlungen selber glaubwürdiger in diesem Werk. Jede hat Beweggründe, jede handelt menschlich, hier gibt es keine reinen bösen Menschen, stattdessen gibt es eine Situation, die sich immer mehr verselbständigt und aus der es am Ende kein Entrinnen mehr gibt, doch anstatt in einen hollywood´schen Actionamoklauf zu enden, wird das Problem auch auf menschliche Weise angegangen. Zusätzlich zu der sehr guten Geschichte und den tollen Schauspielern erhält man viele Einblicke in das Leben von ganz normalen Menschen im Iran. Wie man dort wohnt, wie die Schulen aussehen, dass es eine Koran-Hotline gibt, bei der man sich zu spezifischen Problemen Rat holen kann, am spannendsten aber ist der Einblick in das Rechtssystem und in die Arbeit der Richter. Dass „NADER UND SIMIN“ den Auslands-Oscar gewonnen habt, ist wohlverdient, denn manchmal sind es die einfachen Filme, die faszinieren. (Haiko Herden)
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