Als sie kleinen waren, hatten ihr Eltern einen schweren Autounfall und starben, doch sie überlebten. Die Geschwister Oscar und Linda wohnen seitdem zusammen in Tokio, weil sie sich damals schworen, sich niemals zu verlassen. Er verkauft dort Drogen, während sie in einer Bar strippend ihr Geld verdient und ein Verhältnis mit ihrem Chef hat. Bei einer Razzia wird Oscar auf der Toilette eines Nachtclubs erschossen. Sein Geist entweicht und schwebt nun über der Stadt, über seiner Schwester und über ihrem Leben...
Gaspar Noe konnte mit „MENSCHENFEIND“ und „IRREVERSIBLE“ schockieren, und auch „ENTER THE VOID“ lässt nicht unbedingt kalt, wobei hier aber eher Fokus auf Stil gesetzt wird. Knallbunt, neongrell mit fantastischen Kamerafahren und -perspektiven (die Tokio-Szenen sind einfach unglaublich genial in Szene gesetzt) und sehr eindeutigen Sexszenen. Eher experimentell und unkonventionell mit der japanischen Kultur als Aufhänger. Japaner dürften deshalb auch manche Sachen als nicht so abwegig ansehen wie Europäer, wenn der Geist des Toten seiner geliebten Schwester beisteht, da man dort ja traditionell im echten Leben Geistern aufgeschlossener ist.
Spätestens mit diesem Film würde ich Gaspar Noe fast schon mit David Lynch auf eine Stufe stellen, beide haben das Privileg, ihre Visionen so drastisch darzustellen, ohne darauf achten zu müssen, dass man möglichst vielen Leuten gefällt. Alleine schon die Laufzeit von über 150 Minuten und minutenlangen experimentellen Szenen mit tiefgreifender Symbolik dürfte für Normalgucker vermutlich schon zu viel sein. Auch bei beiden genannten Regisseuren ist es oft so, dass man sich einfach drauf einlassen muss auf deren Werke, dass man bereit sein muss, nicht für alles eine rationale (oder überhaupt irgendeine) Erklärung serviert zu bekommen. Mitunter reicht es schon, sich einfach erschlagen zu lassen, so auch bei „ENTER THE VOID“, den jeder Mensch, der auch nur ein bisschen mit arthousigem Experimentalfilm etwas anfangen kann, mal anschauen sollte – auf einem möglichst großen Bildschirm. (Haiko Herden)
|