15 Jahre lang saß Jochen Epstein wegen Mordes im Knast und wird nun entlassen. Obwohl er bereits Anfang Siebzig ist, will er aus Deutschland auswandern, doch als er wieder nach Hause kommt, wird er von vielen alten Erinnerungen ergriffen. Eine alte Freundin steht plötzlich vor ihm und seine Familie freut sich.
Was ist damals passiert? Zu Weihnachten besucht er mit seiner Enkelin einen katholischen Gottesdienst, obwohl er Jude ist. Der Priester kommt ihm unheimlich bekannt vor. Es ist Giesser, ehemaliger Scherge der SS und verantwortlich dafür, dass im KZ Birkenau viele Grausamkeiten begangen wurden. Epstein und seine zwei Freunde sind Überlebende des Holocaust und stellen den Mann, der sich heute Groll nennt, in seiner Kirche zur Rede. Dabei kommt es zur Tragödie...
„Sag mir eine einzige Tat, in der ich nicht auf Befehl gehandelt habe. Nenne mir eine einzige Tat, die nicht durch ein Befehl gedeckt war“. Die alte Entschuldigung von Soldaten, wenn man sie auf Morde und Grausamkeiten im Krieg anspricht. Es ist die Frage, wer wirklich so gottgleich über Leben und Tod entscheiden darf und darf man sich hinter so einer Person, der man als verlängerter Arm als Henker dient, verstecken? Sollte man die Vergangenheit abhaken? Sollte man sie vergessen, um in der Gegenwart glücklich zu sein? „EPSTEINS NACHT“, besetzt mit den großen Schauspielern aus Deutschland (Mario Adorf, Günter Lamprecht und Bruno Ganz) ist ein Film über Freundschaft, denn die drei alten Freunde haben auch verschiedene Prüfungen zu durchstehen. Auch hier ist nicht alles Schwarz und Weiß, vielmehr sind die Charakter sehr vielschichtig gestaltet. Eine Sache aber haben die Filmemacher wirklich verschenkt. Groll, bzw. Giesser gibt viel zu schnell zu, dass er tatsächlich der Mann aus dem KZ ist. Der filmischen Spannung hätte es viel mehr Dramatik gegeben, wenn er es erst sehr spät oder vielleicht sogar gar nicht zugegeben hätte. Wäre eine tragische Verwechslung der Geschichte nicht vielleicht sogar noch viel hilfreicher gewesen? Trotz dieser vielleicht verpassten Chance, einen aussagekräftigen Film noch cinematisch-dramatischer zu machen, kann man „EPSTEINS NACHT“ nur empfehlen, nicht umsonst hat er das Prädikat „besonders wertvoll“ bekommen.
Die deutsche DVD von MCOne präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch für Hörgeschädigte verfügbar. Besonders erwähnenswert ist noch, dass diese DVD auch speziell für Blinde produziert wurde. Als Extra-Audiospur kann man sich eine Audiodeskription des Filmes aufrufen. Hier gibt es einen Erzähler, der zwischen den Dialogen die Aktion, die Orte und Mimik der Darsteller erzählt. In „EPSTEINS NACHT“ ist es übrigens Iris Berben, die durch den Film führt. Auch die Menues sind speziell für Blinde mit einer akustischen Menüführung unterlegt.
Als Extras gibt es ein Making Of (9:40 Min.), Interviews mit Madio Adorf (2:52 Min.), Annie Girardot (3:10 Min.) und Urs Egger (2:34 Min.), den Trailer (2:43 Min.), Biographien von Mario Adorf, Bruno Ganz, Günter Lampbrecht, Otto Tausig, Annie Girardot, Nina Hoss, Urs Egger und Andreas Barreiß, Trailer zu „NIRGENDWO IN AFRIKA“, „BELLA MARTHA“, „GOOD ADVICE“, „MONEY FOR MERCY“, „DIE INNERE SICHERHEIT“, „SASS“, „REISE NACH KANDAHAR“, „GÜNE WÜSTE“, „DIE MÄNNER IHRER MAJESTÄT“ und „MY FIRST MISTER“. Außerdem gibt es noch Hinweise zur Brailleschrift) und die obligatorischen DVD Credits. (Haiko Herden)
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