Spoon und Stretch nehmen Heroin und sieht irgendwie abhängig, nicht unbedingt körperlich, aber geistig. Sie spielen in einer düsteren Jazzband und ihre Sängerin Cookie hat heute, am Sylvesterabend ebenfalls das erste Mal Heroin genommen. Leider viel zu viel und schon liegt die hübsche Musikerin im Koma. Sie schleppen sie ins nächste Krankenhaus und während das Leben ihrer Freundin am seidenen Faden hängt, erkennen Spoon und Stretch, dass die Drogen nicht ihr Lebensinhalt sein können und erkennen ebenfalls, dass sie sich dadurch ihre Zukunft zerstören, ganz besonders, weil sie gerade einen Plattenvertrag ergattern konnten und sie die Chance haben, aus dem Ghetto auszubrechen und ein gutes Leben zu führen. Sie beschließen, einen Entzug zu machen und versuchen, einen Platz in einer Klinik zu bekommen, doch dies ist leichter gedacht als gemacht, vorher müssen sie einen unendlichen Bürokratie-Berg hinter sich bringen und man hat den Eindruck, die Stadt möchte gar nicht, dass den Abhängigen geholfen werden soll. Nebenbei bekommen sie noch Ärger mit einem Dealer. Die Zeit rennt, sie müssen alle Hürden nehmen, bevor sie nicht mehr so einen Entzugs-Elan haben...
Eine Tragikomödie erster Güteklasse, gespickt mit etwas Sozialkritik, die sich in erster Linie natürlich auf die Bürokratie bezieht und das Beamtentum nicht veräppelt, sondern ihm einen Spiegel vorhält. Im übrigen gibt es noch einen Haufen schwarzen Humor und gute Schauspieler. Tim Roth als heruntergekommener Jazzpianist ist genauso überzeugend wie Rapper Tupac Shakur, der durch seine Erschiessung kurz nach dem Film Legendenstatus erreicht hat und unter den Rappern fast schon als Gottheit verehrt wird. Nun denn, er kann nicht nur rappen, sondern auch schauspielern, das können wir ihm posthum bescheinigen. (Haiko Herden)
Das wichtigste für Stretch(Tim Roth) und Spoon(Tupac Shakur) ist der nächste Schuß, nicht nur weil sie süchtig sind, sondern eher, weil es Spaß macht, oder mal Spaß gemacht hat. Seit Jahren schon sind die beiden an der Spritze und haben bis jetzt nie ans aufhören gedacht. Bis jetzt. Denn jetzt liegt Spoons Freundin Cookie(Thandie Newton) nach einem mörderischen Cocktail aus Alkohol und Drogen komatös auf der Coach. Und da nichts hilft bringen die beiden sie ins nächste Krankenhaus. Spoon sieht die Zukunft der drei in Gefahr, denn nach Jahren im Ghetto hat er mit Stretch und Cookie einen Plattenvertrag an Land gezogen, der sie aus der miesen Gegend rausbringen kann. Auch erkennt er in diesem Moment, dass die Drogen auch ihn umbringen könnten und beschließt sich mit Stretch am nächsten Tag in die Reha-Klinik zu schleppen um auf Entzug zu gehen. Doch damit beginnen die Probleme der beiden erst, den vorher müßen sie sich durch einen entlosen Dschungel der Bürokratie wühlen, den ohne Krankenkarte kein Reha Platz, ohne Sozialhilfe keine Krankenkarte, ohne tausend ausgefüllte Anträge keine Sozialhilfe. Und dann bekommen sie auch noch Ärger mit dem Großdealer D-Reeper(Vondie Curtis Hall), der die beiden platt machen will, weil sie ihn bei einem Deal gelinkt haben.
Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller Vondie Curtis Hall(Captain Prince in "William Shakespeare’s Romeo und Julia"(1996)) drehte mit seinem Regiedebüt ein sarkastisch bis satirisches Drama über zwei Junkies die aufhören wollen, aber nicht gelassen werden. Mit viel schwarzem Humor schafft er einen äußerst unterhaltsamen, wie auch bitteren Film, in dem er dem amerikanischen Sozialsystem vor allem Unflexibilität vorwirft. Die perfekte Besetzung fand er in Tim Roth, spielt richtig schön zerrißen und abgefuckt, und in dem Rapper Tupac Shakur, der kurz nach Beendigung des Films einem Attentat zum Opfer fiel. Die Beiden bilden einen ein sehr gegensätzliches Team, Spoon als der Denker, Stretch als der Aktionist, jedoch können sich beide im Notfall aufeinander verlassen. Von ihren Charakteren lebt der Film, erst sie bringen die Gags mit hinein, denn der meiste Witz, ob grimmig oder nicht, steckt in den Dialogen zwischen den beiden. Beim Publikum war dem Film leider kein großer Erfolg beschieden, dafür hagelte es Kritikerlob, und das hat der Film auch verdient, denn er ist glaubwürdig und ehrlich. (Sebastian Schmidt)
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