Kritik 1:
Der Versicherungs-Detektiv John Trent wird von einem Buchverleger beauftragt, den extrem erfolgreichen Autoren Sutter Cane zu suchen, der mit seinen Horrorromanen die Leser offenbar auch psychisch beeinflusst und seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Schon nach dem lesen einiger Bücher des Autors bekommt Trent schreckliche Alpträume, findet aber heraus, dass die scheinbar fiktive Stadt Hobb’s End, in der die Romane spielen, möglicherweise doch existiert und das Versteck von Cane ist. Zusammen mit Canes Lektorin Linda Stiles macht sich Trent auf den Weg nach Neuengland und schon bald geschehen merkwürdige Dinge. In der kleinen Stadt scheinen die Geschichten der Romane Wirklichkeit zu werden und als sie Sutter Cane schließlich aufspüren, beginnen Wirklichkeit und Fiktion immer mehr zu verschwimmen, bis John Trent selber nicht mehr weiß, ob er selber ein echter Mensch oder nur eine Ausgeburt aus Canes Fantasie ist. Steht das Ende der Menschheit wirklich unmittelbar bevor, wie es der unveröffentlichte Roman andeutet?
Nach einem wegweisenden Karrierestart orientierte sich Regisseur John Carpenter ab Mitte der 80er Jahre immer mehr hin zu kommerziellen Themen, blieb aber auch damit erfolgreich und sehenswert. 1994 wagte er mit „Die Mächte Des Wahnsinns“ noch einmal den Versuch, einen recht verstörenden Film zu schaffen, der sich einerseits deutlich am Werk H.P. Lovecrafts orientiert, ohne eine Vorlage des Autors direkt zu verfilmen, andererseits aber auch Elemente von Autor Stephen King benutzt. Psychologischer Horror und eine Story, die sich weit vom 08/15-Slasher-Horror der 80er oder dem Torture Porn der heutigen Zeit entfernt und eine ganz eigene Geschichte erzählt. Es gibt zwar auch ein paar Ekel- und Maskeneffekte, im Wesentlichen lebt der Film aber von einer surrealistisch-morbiden Atmosphäre, die hier und da auch an frühere Filme von David Cronenberg erinnert. Die für die damalige Zeit sehr guten CGI-Effekte wurden von George Lucas´ Effektschmiede ILM kreiert.
Mit Sam Neill ist ein starker Haupdarsteller dabei, dessen Filme man eigentlich immer guten Gewissens empfehlen kann, dazu Altstars wie David Warner und Charlton Heston in kleineren Rollen und Jürgen Prochnow mit geradezu absurder Frisur. Lediglich die weibliche Hauptdarstellerin Julie Carmen wurde kein ganz großer Star und verdiente ihr Geld hauptsächlich mit Rollen in Fernsehserien.
Meister Carpenter schafft es einmal mehr, für fingernagelkauenden Grusel zu sorgen, wenn man den Film alleine in der Nacht guckt, man zupft unwillkürlich die Bettdecke zurecht, damit die tentakelbewehrten Monster unter dem Bett nicht zu nahe kommen können.
„Die Mächte Des Wahnsinns“ ist nicht John Carpenters bester Film, aber ganz sicher der Spitzenreiter seiner Werke in den 90er Jahren und abgesehen von „Die Fürsten Der Dunkelheit“ der beste Film seit „Das Ding Aus Einer Anderen Welt“ von 1982. Ein echter Horror-Klassiker, der auch unter den Fans hohes Ansehen genießt.
Die deutsche Blu Ray ist bei Warner Home Video erschienen und bietet eine sehr gute Bildqualität. Der Ton liegt (in Deutsch) lediglich in Stereo vor, ist aber einwandfrei verständlich. Dazu gibt es die Auswahl, den Film auf Englisch, Spanisch, Italienisch oder Französisch zu gucken, entsprechende Untertitelspuren liegen ebenfalls vor. Neben dem Trailer gibt es als Bonusmaterial einen Audiokommentar von Carpenter und dem Kameramann Gary B. Kibbe. Für ein Wendecover hat das Budget bei Warner mal wieder nicht gereicht, was unverzeihlich ist. (A.P.)
Kritik 2:
Der berühmteste aller Horrorschriftsteller Sutter Cane verschwindet spurlos, Canes Bücher sind so gut geschrieben, dass sie bei empfindlicheren Gemütern paranoide Reaktionen hervorrufen können. Nur ist das Manuskript des neuen Buches, welches wahrscheinlich alle Verkaufsrekorde brechen wird, zusammen mit Cane verschwunden. Cane´s Agent hat allerdings schon die ersten Kapitel gelesen und wurde bei einem Amoklauf von der Polizei erschossen. Der Versicherungsdetektiv John Trent bekommt den Auftrag, ihn zu suchen. Um sich in das Thema rein zu finden, beginnt er Sutter Cane-Bücher zu lesen und bekommt sehr reale Albträume. Er findet heraus, dass die Cover seiner Bücher zusammengesetzt eine Landkarte ergeben, dort ist Hobb´s End verzeichnet, ein Ort in New England, in dem Canes Romane spielen und der eigentlich fiktiv ist. Also macht sich Trent mit der Lektorin Linda Styles auf den Weg dorthin. Noch bevor sie in der Stadt ankommen, geschehen schon die ersten merkwürdigen Dinge: Sie überfahren einen Jungen, der daraufhin sofort weiterradelt, der Wagen scheint in der Dunkelheit zu fliegen und es wird innerhalb einer Sekunde hellichter Tag. Die Stadt ist menschenleer und unheimlich, Linda kennt sie fast auswendig aus den Büchern Canes. Sehr merkwürdige Dinge passieren daraufhin. Trent hält das alles für einen riesigen Werbegag für das neue Buch, denn alles läuft genauso ab wie in dem neuen Buch "Die Mächte des Wahnsinns", wo nur die ersten Kapitel bekannt sind. Sie finden Cane in einer Kirche, davor missgestaltete Kinder und eine sehr aufgebrachte Schar Dorfbewohner. Dummerweise handelt das Buch von dem Ende der Welt und Hobb´s End macht einem früheren Roman von Cane namens "Hobb´s End" alle Ehre, alles wird immer mystischer, abgefahrener, spannender. Spätestens als die zombiehaften Dorfbewohner auf Trent losgehen, wird die Realität zur Fiktion und die Fiktion zur Wirklichkeit.
Ein wirklich höchst gelungener Film mit einer tollen Atmosphäre, einer höchst interessanten Story, guten Effekten, guten Schauspielern. Einer der geistreichsten Streifen der letzten Wochen! John Carpenter ist mal wieder in Höchstform. Auch Sam Neill, der vorher unter anderem in "Das Piano", "JURASSIC PARK" und, auch unter Carpenter´s Regie "Jagd auf einen Unsichtbaren" spielte, ist gut besetzt. Außerdem sieht man den "Boot"smann und "JUDGE DREDD"-Hasser Jürgen Prochnow mit einer grausamen Frisur. Endlich mal wieder ein guter, neuer Film in diesem Genre! (Haiko Herden)
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