Ein Reporterteam ist im Urwald verschwunden, sie wollten eine Reportage über Kannibalen machen. Also fährt ein weiteres Team in den Dschungel, um ihren Spuren zu folgen. Sie werden tatsächlich fündig, sie finden die Leichen und die Filmkameras. Nach ihrer Heimkehr nach New York wird der Filmbericht entwickelt und beim Sichten der Filme wird klar, was in dem Urwald passiert ist. Das eam fühlte sich wie Gott, sie spielten Vietnam und inszenierten einen Angriff auf ein kleines Völkchen, es sollte so aussehen, als ob ein anderer Stamm das Völkchen angegriffen hätte, in Wirklichkeit haben sie selbst das Dorf vernichtet und einige Eingeborene getötet. Dann ziehen sie weiter und finden Tage darauf das Kannibalenvolk. Einige von ihnen werden getötet, doch die Sensationslust ist ungebrochen. Aus einem Versteck heraus filmen sie, wie eines ihrer Teammitglieder von den Kannibalen geschlachtet wird. Dann geht es ihnen selbst an den Kragen…
Ende der Siebziger Jahre hat Regisseur Ruggero Deodata seinen Beitrag zur Kannibalenfilmwelle mittels einer Trilogie Tribut gezollt. Die anderen beiden waren „JUNGLE HOLOCAUST“ und „CUT AND RUN“. „NACKT UND ZERFLEISCH“ aka „CANNIBAL HOLOCAUST“ ist der bekannteste und vor allem härteste Film dieser Reihe. Entsprechend geächtet wurde er weltweit. Oberflächlich gesehen ist das Werk auch provokativ brutal und unappetitlich, selbst hartgesottenen Splatterfreunden dürfte hier übel werden. Das liegt einerseits an den recht realistisch anmutenden Fressszenen, andererseits auch an den Tieren, die vor laufender Kamera getötet wurden und für reichlich eklige Momente gut ist und heute noch bitter aufstößt, obwohl Macher und Schauspieler nicht müde werden zu behaupten, dass die Tiere eh zu Nahrungszwecken umgebracht wurden. Trotzdem ist das Werk filmhistorisch sehr interessant. Ein großer Teil ist nämlich sozusagen Film im Film, wenn sich Journalisten die gefundenen Filmbänder anschauen. Insofern ist „NACKT UND ZERFLEISCHT“ einer der ersten Film, die „Found Footage“ präsentieren. Das war damals noch nicht Gang und Gäbe und so kam das Gerücht auf, dass die Aufnahmen nicht gestellt waren. Deodato hatte sogar ein Abkommen mit den Schauspielern, dass sie ein Jahr nach Beendigung der Dreharbeiten in keinem anderen Film mitwirken durften und von öffentlichen Auftritten Abstand nehmen sollten. Das schürte natürlich zusätzlich die Wirkung und handelte den Regisseur sogar eine Anzeige ein von Zuschauern, die alles für bare Münze nahmen. Darüber hinaus bietet „NACKT UND ZERFLEISCHT“ sogar eine sozialkritische Aussage. Immerhin sind die Bösen hier nicht die Wilden, sondern die Journalisten, die für eine Sensationsreportage den Tod von Menschen nicht nur in Kauf nehmen, sondern selber töten und sich ihren menschlichen Niederungen hingeben. Nichtsdestotrotz ist das Werk höchst unangenehm und auf keinen Fall ein Vergnügen. Ob man ihn gesehen haben muss oder nicht, kann und möchte ich nicht entscheiden.
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