Warren Smith hat bislang als hohes Tier in einer Versicherung gearbeitet, muss nun aber in Rente gehen, was ihm eigentlich nicht passt, denn er kann mit seiner freien Zeit nicht allzu viel anfangen und seine Frau, mit der er seit 42 Jahren verheiratet ist, langweilt und nervt ihn. Als er einen Werbespot über eine Patenschaft für Kinder in Afrika sieht, entschließt er sich, für den kleinen Ndugu Umbo 22 Dollar im Monat zu zahlen. Dann aber soll er dem Kleinen einen persönlichen Brief schreiben, was ihm anfangs sehr schwer fällt. Dann allerdings schreibt er sich seinen ganzen Frust von der Seele. Dann kommen gleich zwei Schicksalsschläge auf einmal: Seine Tochter Jeannie will den komischen Hinterwäldler Randall Hertzel heiraten und dann stirbt völlig unerwartet seine Frau. Das wirft ihn völlig aus der Bahn. Nachdem er sich ein bisschen wieder gefasst hat, entscheidet er sich, mit seinem Wohnmobil zu seiner weit entfernt lebenden Tochter zu fahren und die Hochzeit zu verhindern...
Ich hatte bei diesem Film eigentlich eine US-Version von Loriots “PAPPA ANTE PORTAS” erwartet, gepaart mit dem brodelnden Wahnsinn von Jack Nicholson und tatsächlich schien der Film am Anfang diesen Lauf zu nehmen, aber dann entwickelte sich alles anders. Warren Schmidt muss einsehen, dass er zwar einen tollen Job hatte, doch dass er sein ganzes Leben seiner Arbeit und der Karriere gewidmet hat, doch sein Privatleben stand still. Hier hat er sich nicht entwickelt, so dass er plötzlich vor einem Haufen Freizeit steht und nichts damit anfangen kann. Das ist sicherlich auch der Grund, warum er Randall so hasst, denn der ist das genaue Gegenteil von ihm. Im Beruf ein Versager, aber er liebt seine Freundin (und bald Frau) von ganzem Herzen und ist auch sonst ein guter und zuvorkommender Mann. Jack Nicholson spielt hier sehr realistisch, man nimmt ihm seine Rolle absolut ab, weil er sie einerseits perfekt darstellt, auf der anderen Seite das Drehbuch so realitätsnah ist. Trotz allem glaubt man immer, dass Warren Schmidt irgendwann durchdreht, womöglich Amok läuft oder zumindest total ausrastet, doch auch da wandelt das Drehbuch nicht auf ausgelutschten Pfaden. Ein wunderbarer, stiller Film, der zeigt, dass Jack Nicholson noch mehr drauf hat, als man bislang annehmen konnte. Und man kann auch ein bisschen was über das Leben lernen. (Haiko Herden)
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