Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur der "Titanic" - heute Redakteur bei "Spam" (Spiegel Online) und Vorsitzender von "Die Partei" - will seine Heimat erkunden und zu Fuß Berlin umrunden, von Potsdam nach Potsdam, rund 250 Kilometer. Keine neue Idee, Hape Kerkeling oder auch manuel Andrack und gefühlte zehn weitere Leute sind bereits gewandert und haben daraus einen Erlebnisbericht gemacht. Nun dieser hier. Was macht diesen also sehenswert. Natürlich die feine Satire, die dem ganzen Film innewohnt. Mit einem wunderbaren Gespür für Details trifft Sonneborn Leute, die er tatsächlich rein zufällig trifft, seien es Nacktsonner, Geschichtszeugen oder jugendliche Tankstellenrumhänger. Mit allen unterhält er sich, aus allen kitzelt er die eine oder andere spannende Bemerkung raus, aber es wird niemand runtergeputzt oder allzusehr bloßgestellt. Natürlich sind es meist Ossis, die hier zu Wort kommen, doch auch die Wessis lassen mitunter tief blicken. Einer der Höhepunkte ist eine Einweihung des neuen Ortskern einer kleinen Stadt (ungefähr 20 Zuschauer), hier gibt es zwar keinen Spielplatz oder Spielwiesen, aber immerhin ein Nazi-Mahnmal und sage und schreibe vier Hygieneboxen, wo man sich als Hundehalter Tütchen für das Geschäft seines Hundes holen kann. Darüber hinaus noch vier Bänke. Mit kleinen, bissigen Kommentaren verfeinert Sonneborn seinen Gang durch die Heimat. Für Freunde von Schenkelklopferhumor ist das beileibe nichts, einen Sinn für den leisen, feinen Humor sollte man haben. Ansonsten, ein allzu großes Fazit gibt es nicht, auch als "Abrechnung" kann man es nicht sehen, es ist einfach ein sympathisches Filmchen, das die Einheit knapp 20 Jahre danach auf gelungene Weise "im Kleinen" porträtiert.
Die deutsche Doppel-DVD von AV Medien präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1) sowie im Bildformat 1.85:1 (16:9 anamorph). Als Extras gibt es drei weitere Szenen, 18 kurze aber bizarre Begegnugnen, ein Interview mit Martin Sonneborn, Deleted Scenes sowie den Trailer. (Haiko Herden)
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