Die Wissenschaftler Elsa und Clive schaffen einen bahnbrechenden Durchbruch in der Genforschung. Ihre Geldgeber wollen damit möglichst schnell an neuartigen Medikamenten verdienen, doch Elsa geht einen Schritt weiter und kreuzt tierische und menschliche DNA. Das Ergebnis ist ein weiblicher Hybrid, für den sie schnell mütterliche Gefühle entwickelt, während Clive dem Experiment, dass sie geheim halten müssen, skeptisch gegenüber steht. Als sich die Hybridin, extrem schnell entwickelt und unglaubliche Fähigkeiten zeigt, wird es immer schwerer, nicht aufzufallen. So bringen die Wissenschaftler die Kreatur, die eine Mischung aus junger Frau und Tier ohne sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten ist, auf eine einsam gelegene Farm von Elsas Familie. Dort spitzen sich die Ereignisse zu, als Dren, wie sie die Hybridin nennen, Elsa angreift. Die Rollen haben sich umgekehrt, Elsa erkennt, dass sie ihre Gefühle unterdrücken und Dren wieder als Experiment ansehen muss, während Clive Gefühle für sie entwickelt. Als sich herausstellt, dass die Genmanipulation schreckliche Folgen hat, ist es schon zu spät…
Vincenzo Natali hatte Anfang des Jahrtausends mit „Cube“ einen wirklich beeindruckenden Überraschungserfolg und mit „Nothing“ und „Cypher“ zwei ebenso ungewöhnliche, wenn auch nicht ganz so erfolgreiche Nachfolger. Danach hörte man lange nichts von dem Ausnahmetalent, dass es geschafft hat, einen ganz eigenen Stil zu entwickeln, der sich wohltuend vom Mainstream abhebt, ohne dass dabei Kunstfilme für ein Nischenpublikum herauskommen. Natalis Filme enthalten immer Science Fiction- und Horror-Elemente, sind aber auch immer mehr, nämlich menschliches Drama ohne moralisierenden Unterton.
Vergleichbar ist das wahrscheinlich nur mit einem David Cronenberg zu seinen besten Zeiten, was ein absolutes Kompliment sein soll.
„Splice“ hat einiges an Aufsehen erregt und ist auch ein wirklich guter Film geworden. Ein bisschen erinnert der Film an „Species“, geht dann aber doch in eine ganz andere Richtung. Abgesehen von den ersten Szenen des Genexperiments, die doch etwas einfach getrickst sind, kommt die Mensch-Tier-Hybridin recht überzeugend rüber und wird von Delphine Chanéac beeindruckend dargestellt. Sicher keine ganz einfache Rolle. Mit Adrien Brody und Sarah Polley hat man zudem mehr als solide Schauspieler für die Hauptrollen verpflichten können. Im Grunde wird der Film ausschließlich von den drei Hauptfiguren getragen, die praktisch in jeder Szene vorkommen. Alle anderen Figuren sind nur kleine Nebenrollen. Die Ausstattung überzeugt und die Atmosphäre ist überwiegend wissenschaftlich-kühl, wie es das Thema verlangt. Die Kritik an dem Thema Genmanipulation ist zwar vorhanden, steht aber nicht mit erhobenem Zeigefinger im Vordergrund. „Splice“ bleibt ein durchaus unterhaltsamer Film, ein menschliches Drama und dreht sich erst in den letzten 20 Minuten doch noch zum Horrorfilm, was nicht unbedingt nötig war und irgendwie wie eine Konzession an ein Massenpublikum erscheint.
Anklänge gibt es an „Frankenstein“ (die einsame und kindliche Kreatur, die mit ihren ungewöhnlichen Kräften nicht umgehen kann) und hier und da findet man christlich angehauchte Symbolik („jungfräuliche“ Geburt, Engelsflügel). Etwas leicht hat man es sich mit dem Schluss-Twist gemacht, der absolut vorhersehbar ist. Hoffentlich gibt es keine Fortsetzung. Trotzdem ist „Splice“ sehr überzeugend und ein weiterer Schritt für Vincenzo Natali auf dem Weg zu einem ganz großen Regisseur. Wer Filme von David Cronenberg mag, wird auch hier nicht enttäuscht.
Die deutsche Blu Ray ist bei Universum Film erschienen und bietet ein einwandfreies Bild und ebensolchen Ton. Bei einem aktuellen Film kann man aber auch kaum etwas anderes erwarten. Die Ausstattung ist mit deutschem und englischem Ton, sowie deutschen Untertiteln und als Bonus einem typischen Making Of und dem Trailer eher bescheiden ausgefallen. Der Film alleine macht die Anschaffung aber dennoch lohnenswert. (A.P.)
|