HAIKO´S FILMLEXIKON

KRITIK 1
KRITIK 2

PORNOSTAR

Im Jahr 1999 in Tokyo. Die Stadt ist düster und Strassenbanden beherrschen das Stadtbild. Kamijo betreibt eine Agentur, die Frauen für gewissen Stunden anbietet. Er ist ehemaliger Yakuza, doch will mit den hiesigen möchte mit den Yakuza nicht kooperieren, doch diese möchten ihn unter allen Umständen wieder dazuholen. Kamijo lässt sich mit einem fragwürdigen und sehr schweigsamen Mann namens Arano ein, der wie aus dem Nichts erscheint. Offenbar ein Feind der Yakuza und auf seine brutale und kühle Art vernichtet er einen Yakuza nach dem anderen. Das ist vielleicht irgendwie im Sinne von Kamijo, doch die Art sagt ihm gar nicht zu. Die Lage zwischen den beiden Männern, die sich abgestossen und angezogen zugleich fühlen, spitzt sich zu....

Das ist wieder so ein Film, der zeigt, dass alles besser ist, als das, was zur Zeit aus Hollywood kommt. „PORNOSTAR“ ist ein weiterer Beweis, dass unkonventionelles Filmemachen dem ewig Gleichen aus den USA langsam aber sicher den Rang abläuft. Schweigsame Rächer, die cool sind. Das hatten wir in den Achtzigern. Im neuen Jahrtausend haben sie ein neues Bild. Schweigsam sind sie immer noch, dadurch natürlich auch irgendwie cool, aber das sie plötzlich lernen, mit dem Skateboard zu fahren, ist neu. Dazu gibt es tolle Bildkompositionen, zum Beispiel, als Arano mit Kapuze über dem Kopf durch eine Einkaufsstrasse geht und man nur das Geräusch der vielen Raben hört, die durch das Bild fliegen. „PORNOSTAR“ ist mitunter wirklich harter Tobak, zum Beispiel die Szene, in der Arano einen Vergewaltiger mit Dutzenden Messerstichen tötet. Hierbei großes Kompliment an die Trickspezialisten, ich frage mich, wie diese Szene gedreht wurde. Wie gesagt, „PORNOSTAR“ ist einer der großen Tips, die nicht nur Asia-Fans empfehle, sondern allen, die sich durch die ewig gleich ablaufenden Movies aus Amerika genervt fühlen.

Splatter 

SFX 

Humor 

Action 

Anspruch 

Spannung 

Erotik 

Musik+Sound 

Gesamt 

2

1

1

2

2

4

1

4

4

Originaltitel: Poruna sutâ

Regie: Toshiaki Toyoda

Darsteller: Kôji Chihara, Onimaru, Rin Ozawa, Tetta Sugimoto, Akaji Maro, Reona Hirota

Japan 1998

(Haiko Herden)


PORNOSTAR

Kamijo ist im Tokyoter Stadtteil Shibuya ein Kleinkrimineller, der mit seiner Gang einen Club betreibt und einem mächtigen Yakuza Boss Schutzgeld zahlen muss. Er selbst will kein Yakuza werden, doch er gerät immer tiefer in die Fänge der Organisation, bis er den Auftrag erhält, einen Konkurrenten auszuschalten. Eher zufällig stößt Kamijo dabei auf den schweigsamen Arano, dem es nichts ausmacht, emotionslos „nutzlose“ Yakuza-Leute zu töten. Woher Arano kommt, oder was für eine Vorgeschichte er hat, bleibt im Dunkeln. Nur die Prostituierte und Kamijo-Freundin Alisu interessiert sich wirklich für Arano, gerät aber selber durch einen chaotischen Drogendeal in Gefahr. Arano tötet den Yakuza-Boss Matsunaga, Alisu wird von einer Frau mit „Pussy Cat“-Tätowierung auf der Brust zusammen getreten und irgendwie treffen sich am Ende alle beim Yakuza-Boss, doch kaum einer verlässt das Haus danach lebend...

Ich hatte viel Gutes über „Pornostar“ gelesen und gehört und obwohl ich sonst nicht so sehr auf Yakuza-Filme stehe, habe ich mir diesen geholt. Nun, er ist durchaus sehr gut und „anders“, aber sicherlich kein Meisterwerk. „Pornostar“ war der erste Spielfilm des damals 29-jährigen Toshiaki Toyoda, der vorher Schachspieler und Drehbuchautor war. Toyoda schafft es sehr gut, die trostlose Stimmung vieler junger Japaner in unserer Zeit einzufangen. Dabei ist der Film teilweise sehr langsam, fast einlullend, wird aber immer wieder durch heftige Gewaltexzesse erschüttert, wie zum Beispiel die Szene in der Garage, in der Arano den Yakuza-Boss Matsunaga mit unzähligen Messerstichen völlig emotionslos umbringt. Trotzdem hält sich der Actiongehalt in Grenzen und ehrlich gesagt sehe ich bei „Pornostar“ sogar einige Längen. Es mag daran liegen, dass sich das europäische Publikum an die Radikalität des japanischen Films immer noch nicht ganz gewöhnt hat. Die Mentalität ist halt doch sehr unterschiedlich und so war „Pornostar“ in Japan selbst wohl recht erfolgreich. Besonders erwähnenswert ist übrigens die Alisu-Darstellerin Rin Ozawa, von der ich gerne mehr sehen würde. „Pornostar“ ist ein Film, der recht kompromisslos und hart rüber kommt, ohne allzu viele Effekte zu zeigen. Die Härte entsteht eher durch die Emotionslosigkeit und Kälte, mit der hier getötet wird. Wenn man das dann explizit zeigen würde, wäre das für Splatterfans zwar interessanter, würde aber weniger schockieren. Gelungen ist auch, dass man auch am Ende nichts über die Hauptfigur Arano erfährt, auch nicht, warum er derart gnadenlos „nutzlose“ Yakuza-Mitglieder bis hin zu Kindern umbringt oder verletzt. Dabei hat er sich aber durchaus einen gewissen Gerechtigkeitssinn bewahrt.

Der Filmtitel“ Pornostar“ hat übrigens wenig mit dem Film an sich zu tun. Wer hier explizite Sexszenen erwartet, wird sicher enttäuscht sein, außer einigen wenigen barbusigen Damen in wenigen Szenen gibt es nichts zu sehen. Der Filmtitel bezieht sich stattdessen auf eine frühere Drehbuchfassung und wurde dann einfach beibehalten, wie man in einem Interview mit dem Regisseur in Splatting Image Nummer 41 nachlesen kann. Für Fans des asiatischen Films ist „Pornostar“ eigentlich ein Pflichtkauf.

Rapid Eye Movies hat den Film mit deutscher Synchronisation veröffentlicht. Das Original-Bildformat wurde beibehalten und die Qualität ist okay. Wenn man möchte kann man sich den Film auch in japanischer Sprache mit deutschen Untertiteln zu Gemüte führen. Als Bonusmaterial gibt es eine Bildergalerie, den Trailer und einige wenige Texttafeln.

Originaltitel: Poruna sutâ

Regie: Toshiaki Toyoda

Darsteller: Kôji Chihara, Onimaru, Rin Ozawa, Tetta Sugimoto, Akaji Maro, Reona Hirota

Japan 1998

Rapid Eye Movies DVD

(A.P.)


ZURÜCK ZUM FILMLEXIKON