HAIKO´S FILMLEXIKON KRITIK 1
KRITIK 2
DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN
Zum Auftakt bietet sich ein Bild
des Chaos. Ein brennendes Schiff und auf dem Pier türmen sich die Leichen. In einer Ecke
sitzt ein verwundeter Mann. Dean Keaton(Gabriel Byrne in seiner besten Rolle nach
"Millers Crossing") weiß, daß sein Ende nahe ist und so steht er dem
dann auch gegenüber. Ein Mann mit einem dunklen Hut und einem langen Mantel nähert sich
ihm langsam, sein Gesicht ist nicht zu erkennen. "Hallo Keyser." sagt Keaton als
er vor ihm steht. "Bist du bereit?" fragt der Mann ihn. Keaton nickt und wird
von dem Mann erschossen. Dieser geht langsam davon, läßt jedoch noch eine brennende
Zigarette fallen und löst damit eine gewaltige Explosion aus. "Der größte Trick,
den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht.
Und einfach so ist er weg." erzählt Verbal Kint(Kevin Spacey), ein verkrüppelter
Kleinganove aus New York, am nächsten Morgen der Polizei, nachdem er am Pier aufgegriffen
wurde. In einer Rückblende erzählt er Detective David Kujan(Chazz Palminteri) seine
Geschichte. Sechs Wochen zuvor in New York: Fünf völlig unterschiedliche Männer, alles
Ganoven, werden auf einen fadenscheinigen Verdacht hin festgenommen und in eine Zelle
gesperrt. Dean Keaton ist ein ausgebrannter Ex-Cop der seit seiner unehrenhaften
Entlassung sich mit größeren und kleineren Betrügereien rumschlägt, jedoch auch
skrupellos vor kaum etwas halt macht. McManus(Stephen Baldwin) ist ein leicht
durchgeknallter Einbrecherprofi, gefühllos und gierig. Auch sein bester Freund
Fenster(Benico Del Torro), ein Kubaner mit Sprachfehler sitzt mit ein. Hockney(Kevin
Pollack), ein Autoschieber von mittlerem Kalieber, ist ein typischer Einzelgänger und
Verbal Kint ist der einzige mit Gefühlen, wird jedoch wegen seiner Behinderung von den
anderen verspottet. Dank seiner Geliebten, der Strafverteidigerin Ede Finneran(Suzy Amis)
kommt Keaton schnell wieder auf freien Fuß und mit ihm auch die anderen. Kurz darauf
bietet McManus seinen neuen Freunden einen todsicheren Deal. Doch als nach der
Durchführung der furchteinflößende Anwalt Kobayashi(Pete Postlethwaite) bei ihnen
auftaucht, müßen sie einsehen, daß sie in eine Falle gelaufen sind. Kobayashi erzählt
ihnen, daß er für Keyser Soze arbeitet, einen todbringenden türkischen Gangsterboß den
keiner kennt und der in der Verbrecherwelt zum Mythos geworden ist, da es heißt, daß
Soze der Teufel selbst wäre. Kobayashi schickt sie auf ein Himmelfahrtskommando gegen die
ungarische Mafia, die auf einem Frachter im Hafen von Los Angeles eine Kokainladung im
Wert von 92 Millionen Dollar lagert. Die Überlebenden werden belohnt werden, wer
aussteigt wird getötet. In der folgenden Nacht versucht sich Fenster abzusetzen und wird
von den anderen mit zwei Kugeln im Kopf am Strand gefunden. Keaton und McManus
beschließen sich gegen Kobayashi zu wehren, denn sie glauben an keiner Keyser Soze. Doch
der Mordversuch mißlingt, denn Kobayashi hat mittlerweile Keatons Freundin in seiner
Gewalt. So beginnen die vier Männer mit der Planung des Auftrages.
Kujan findet
jedoch bald ein paar Fehler in Verbals Geschichte, denn zum einen waren keine Drogen
vorhanden und zum anderen ist er davon überzeugt, daß Keaton selbst der Drahtzieher ist
und noch lebt. Kujan ahnt nicht einmal wie nah und wie fern er gleichzeitig von der
Wirklichkeit ist."Keaton sagte einmal er glaube nicht an Gott, jedoch fürchte er
ihn. Ich glaube an Gott und das einzige was ich fürchte ich Keyser Soze." sagt
Verbal während seiner Aussage. Und genau damit hat er recht, denn der Teufel könnte kaum
schlimmer und raffinierter sein als Keyser Soze, wie sich im weiteren Verlauf zeigen wird.
In
unterkühlten Bildern stellt Bryan Singer in seinem zweiten Film den Verlauf eines
genialen Verbrechens dar und führt nebenbei immer wieder auf falsche Fährten. Es finden
sich die verschiedensten Genre in dem Film, so ist "Die üblichen Verdächtigen"
Psycho-Thriller, Drama, Gangsterfilm, Film-Noir und auch ein kleinwenig Horror
gleichzeitig. Die Auflösung ist beunruhigend wie es kaum eine in einem Suspense-Thriller
der letzten Jahre war, auch wenn manch einer vielleicht ziemlich unbefriedigt am Ende
abschaltet, warum verrat ich natürlich nicht. Was als kleiner Film beginnt wird schnell
zu einem apokaliptischen Verwirrspiel, daß auf Tarrantinoschen Spuren wandelt und
trotzdem seinen ganz eigenen Still hat. Vieles verdankt man dabei auch der hervorragenden
Besetzung angeführt von dem für seine Rolle oscargekrönten Kevin Spacey als
verängstigter Krüppel und auch als einzige wirkliche Sympathiefigur. Ein Juwel im
Thrillerwust der 90er.
Splatter |
SFX |
Humor |
Action |
Anspruch |
Spannung |
Erotik |
Musik+Sound |
Gesamt |
2 |
oA |
2 |
3 |
3 |
5 |
1 |
oA |
5 |
Originaltitel: The Usual Suspects
Regie: Bryan Singer
Darsteller: Gabriel Byrne(Dean Keaton); Kevin
Spacey(Verbal Kint); Stephen Baldwin(McManus); Kevin Pollack(Hockney); Chazz
Palminteri(David Kujan); Benico Del Torro(Fenster); Pete Postlethwaite(Kobayashi); Suzy
Amis(Ede Finneran)
USA 1995
Länge: 101 Minuten; FSK: 16
Columbia Tristar
(Sebastian Schmidt)
DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN
Nach dem Raub
eines mit Waffen beladenen LKWs werden fünf mehr oder weniger üble Gangster festgenommen
und verhört. In der Untersuchungshaft kommen sie ins Gespräch und obwohl sie völlig
unterschiedlich sind planen sie schnell einen kleinen Coup, um an Geld zu kommen und sich
an einigen korrupten Bullen zu rächen. Obwohl alle fünf völlig unterschiedlich sind
ergänzen sich ihre Talente prächtig und trotz großen Mißtrauens untereinander folgen
weitere krumme Geschäfte. Nach der Explosion eines vermeintlichen
Drogenschmuggler-Schiffes im Hafen mit Dutzenden von Toten wird einer der Gang, der
schüchterne Trickbetrüger Verbal festgenommen und vom Drogenfahnder Kujan in die Mangel
genommen. Verbal erzählt die ganze Geschichte der Gang bis hin zu dem Zeitpunkt, wo ein
geheimnisvoller, nie selbst auftretender Gangsterboß ihnen den Auftrag gegeben hat, die
Drogen von dem Schiff zu holen. Der Big Boss ist so legendär, daß manche
Gangster und Bullen nicht glauben, daß es ihn wirklich gibt. Auf dem Schiff entbrennt
jedenfalls eine wilde Schießerei, aus der nur Verbal und ein kleiner ungarischer Ganove
entkommen, doch dieser hat den großen Boß gesehen und kann bei der Erstellung eines
Phantombildes helfen. Zusammen mit der Aussage von Verbal hat Kujan nun also einiges in
der Hand, oder spielt einer beteiligten mit gezinkten Karten...?
DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN war im
Kino ziemlich erfolgreich und hat sogar zwei Oscars bekommen, zu Recht, denn das
Verwirrspiel auf verschiedenen Zeitebenen läßt niemals Langeweile aufkommen, man weiß
nie genau, was eigentlich wirklich passiert ist und die hervorragende Besetzung mit Kevin
Spacey und Stephen Baldwin sowie ein paar anderen tut das übrige. Ungewohnt, aber
angenehm, auch, daß hier Frauen mal keine große Rolle spielen, daß heißt es wird keine
verquaste Lovestory eingebaut, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Lediglich die
Freundin des Ex-Bullen Keaton spielt eine kleine Rolle, ohne künstlich in den Vordergrund
geschoben zu werden. Gelungen ist die überraschende Auflösung der Story, auf die man
zwar zumindest in der letzten halben Stunde ein paar deutliche Hinweise bekommt, die aber
durchaus ein Hammer wie in SCREAM ist. Fazit: 100 Minuten beste
Thriller-Unterhaltung, mit viel Action, guter Story, hervorragenden Darstellern und
einigen sehr gelungenen visuellen Effekten. Leider ist die Verleihcassette im ekelhaften
Vollbild-Format, aber immerhin ist das als Warnung auf der Cassettenhülle vermerkt.
Originaltitel: The Usual Suspects
Regie: Bryan Singer
Darsteller: Gabriel Byrne(Dean Keaton); Kevin
Spacey(Verbal Kint); Stephen Baldwin(McManus); Kevin Pollack(Hockney); Chazz
Palminteri(David Kujan); Benico Del Torro(Fenster); Pete Postlethwaite(Kobayashi); Suzy
Amis(Ede Finneran)
USA 1995
Columbia Tristar Video
Columbia Tristar
(A.P.)
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