Robert zieht in den frühen 80er Jahren von München nach Berlin. Weg von der drogenabhängigen Mutter, hinein in den grauen Moloch der Mauerstadt. Hier hat der widerborstige junge Mann mit dem Wehrmachtsmantel erst einen Job als Putzmann in einer spermaüberfluteten Peepshow, dann ist er mit einer der Prostituierten zusammen, was ihn immer weiter runterzieht. In einem Leben voller Exzesse, Gewalt, Wut und einer rastlosen Energie, taucht Robert in den zerstörerischen Berliner Underground ein...
Vermutlich bin ich mit den falschen Erwartungen herangegangen. Ich ging davon aus, dass man tiefgreifende Einblicke in die spannende Zeit des brodelnden Untergrund einer sich selbst fressenden Szene bekommt, die geprägt war von überschäumender Kreativität gepaart mit dem Gefühl, dass jeder Tag der letzte sein könnte. „Geniale Dilletanten“ ist eines der Schlagwörter. Geboten bekommt man was anderes, nämlich eine subjektive Sicht der Dinge, die leider nur einen Bruchteil des Zeitkolorits einfängt. Da taucht vielleicht mal ein Blixa Bargeld als Barkeeper auf, oder auch ein Fassbinder ist irgendwie mal im Hintergrund da, da rennt Robert durch Szeneläden wie das Risiko oder dem Dschungel, doch die Beschreibungen sind dürftig und die eingestreuten Prominamen vollkommen überflüssig. Vielmehr konzentriert sich das Geschehen auf die Neurosen des jungen Mannes sowie auf die schwierige Beziehung zu der Peepshowdame. Das ist zwar auch nett zu lesen, speziell die Szenen in dem Pornokino sind gelungen, aber die Erwartungen wurden durch die Beschreibungen anders geformt und dadurch nicht erfüllt. Hinzu kommt, dass man den Protagonisten scheiße findet. Ein frauenverachtendes und auf sich selbst fixiertes Arschloch ist dieser Robert, sodass einem beim Lesen irgendeine Form von Mitgefühl vollkommen abhanden kommt, was das Goutieren dann eher nervig macht. Das Ganze soll wohl irgendwie Autobiografisch sein, und es mag ja so gewesen sein, aber begeistern oder mitreißen tut das leider nicht. Schade. (Haiko Herden)
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