 1990. Der 17jährige Guido ist dabei, sein Abitur zu machen. Er leidet schon seit er ein Baby war an starker Neurodermitis. Die Ärzte vermuten ein psychisches Problem, doch Guido ist sich da nicht so sicher. Doch dann erwischt er seinen Vater dabei, wie dieser - offenbar schon seit Jahren - ein Verhältnis mit der besten Freundin seiner Mutter hat. Das erst öffnet ihm die Augen und zeigt ihm, dass die Familie gar nicht so heil ist, wie er immer geglaubt hat. Ihm wird auch klar, dass seine Mutter alkoholabhängig ist. Schockiert will er fliehen, die Familie hinter sich lassen. Er zieht in die WG eines Freundes und lernt Rudi kennen, eine gescheiterte Existenz, doch Rudi verkörpert für ihn die Freiheit, die gesunde Leck-mich-am-Arsch-Stimmung gepaart mit der richtigen Portion Anarchie und vor allem dem absoluten gesellschaftlichen Durchblick. Dass das auch nur auf dem ersten Blick so ist, soll er erst viel später erfahren. Die Neurodermitis allerdings ist tatsächlich psychisch, verschwindet durch die Freundschaft mit Rudi sogar zeitweilig. Aber als seine Mutter nach einem Treppensturz schwer verletzt ins Krankenhaus kommt und Rudi verschwindet, spitzt sich die Lage für den labilen jungen Mann zu...
Ein höchst gelungenes Jugenddrama - Coming-Of-Age-Film auf Neudeutsch - wird von den Regieneulingen Ingo Haeb und Jan-Christoph Glaser hier präsentiert. Beide haben zuvor schon in verschiedenen Dingen beim Film gearbeitet, aber in Sachen Regie in einem Spielfilm ist es für beide das Debüt. Hervorragend ist, dass der Film kein Klamauk ist, dass es hier ernst zugeht und dass man seine Protagonisten für voll nimmt. Er zeigt, wie schwer es sein kann, in der Welt den nötigen Halt zu finden, dass niemand perfekt ist, dass man zwar egoistisch sein muss, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad, dass Freundschaft wichtig ist, dass man sich aber nicht blenden lassen darf von dem äußeren Schein, dass man unter die Oberfläche gucken muss. Grandios sind auch die Schauspieler, allesamt Profis, die aber natürlich rüberkommen, auch weil man die Gesichter noch nicht allzu oft woanders gesehen hat. Dazu gibt es noch eine recht heftige Traumsequenz, in der sich Guido Stücke seiner Haut abreißt, wirklich ziemlich eklig geworden, bin mir aber nicht sicher, ob die Szene tatsächlich Not tat für den gesamten Kontext. Macht nichts, trotzdem ein äußerst gelungener Film, den man sich unbedingt antun sollte.
Die deutsche DVD von Renaissance Medien präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1.85:1. Als Extras gibt es den Trailer, Deleted Scenes, einen Audiokommentar mit den Regisseuren sowie zwei Interviews. (Haiko Herden)
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