Die Türkin Umay ist in Berlin geboren und mit dem türkischen Geschäftsmann Kermal verheiratet, mit dem sie in der Türkei lebt. Umay aber will sich nicht mit dieser arrangierten Ehe und ihrem gewalttätigen Mann zufrieden geben und verlässt diesen und zieht mit dem Jungen zurück nach Berlin zu ihren Eltern. Die allerdings können es nicht akzeptieren, dass sie so gegen die Moral der Gesellschaft verstößt. Nachdem ihr Mann sie offiziell verstoßen hat, versucht, den Sohn zu entführen und Umays Familie ins gesellschaftliche Abseits gedriftet ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ins Frauenhaus zu gehen, doch darunter leidet sie sehr…
Ein sicherlich sehr wichtiges Thema zur Selbstbestimmung des Menschen wird hier angeschnitten. Zum einen ist da Umay, die die Liebe ihrer Familie nicht verlieren will und ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Doch auch ihre Familie ist nicht selbstbestimmt, sondern lässt sich durch die moralischen Werte ihrer Gesellschaft vereinnahmen, so sehr, dass sie sogar glauben, ihr Kind verstoßen zu müssen. Wie gesagt, ein sehr wichtiges Thema, aber ob das hier die ultimative Abarbeitung ist, glaube ich eher nicht. Die Figuren können gar nicht so herzlos sein, wie hier dargestellt, so fremdgesteuert von irgendwelchen angeblichen Werten, irgendwo muss doch auch ein darüber hinausgehender Dialog stattfinden. Der Ehemann hätte als „Bösewicht“ des Filmes eine tiefere Charakterisierung erfahren müssen, darüber hinaus hätten die Eltern nicht als so willenlos angesehen werden müssen, warum hat man nicht ein paar mehr Gespräche zwischen Mutter und Tochter beispielsweise erleben können? So bleiben leider auch die Eltern ein wenig blass. Und der innere Kampf des Bruders, das hätte eine wirklich aussagekräftige Kernaussage des Filmes werden können, bleibt aber komplett an der Oberfläche. Auch die Dramatik lässt insgesamt zu wünschen übrig. Na ja, trotz allem ein halbwegs guter Film, der auch dank der vielen türkischsprachigen Passagen mit deutschen Untertiteln recht authentisch rüberkommt und letztendlich sogar als deutscher Beitrag für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war. (Haiko Herden)
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