Elphaba kommt grünhäutig auf die Welt, was ihr weder bei Dates noch im Klassenzimmer weiterhilft. In der Shiz University trifft sie auf Glinda, die menschgewordene Zuckerstange in Pastell. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, die eine rebellisch und missverstanden, die andere ein wandelnder Lifestyle-Blog. Trotz anfänglicher Krämpfe entwickelt sich eine Art Freundschaft, die dann zwischen Politik, Magie und einem Zauberer, der mehr PR-Talent als Moral hat, ordentlich ins Wanken gerät. Nebenbei gibt es noch Gesangseinlagen, fliegende Affen und eine große Portion Vorahnung, dass die Welt von Oz nie wieder dieselbe sein wird...
Der Film ist technisch betrachtet absolut up to date: 2.200 Effektaufnahmen, reale Tulpenfelder (angeblich neun Millionen Blüten), eine echte, 16 Tonnen schwere grüne Dampflok, da gibt es ordentlich was zu sehen. Die Song-Nummern kommen mit Live-Gesang auf dem Set, und das Orchestergedröhne wurde mit 125 Musikern erzeugt. Und Regisseur Jon M. Chu holte sich dafür alle erdenklichen Auszeichnungen fürs technische Drumherum: Best Director, Kostüm- und Produktionsdesign bei den Critics´ Choice-Awards, auch bei den BAFTA-Nominierungen war er vorne mit dabei, dazu noch Top-Ten-Film 2024 vom AFI, was will man mehr? Aber trotzdem. das Ganze wirkt leider irgendwie seelenlos. Man hat das Gefühl, jede Einstellung, jede Explosion, jeden Federbusch hat jemand durch choreografierte Checks abgesichert: sieht schick aus, fühlt sich aber an wie Hochglanz ohne Herz, wie ein teurer Instagram-Filter statt echter Menschlichkeit. Die Schauspieler geben ihr Bestes, Grande und Erivo schmettern die Songs mit beträchtlichem Einsatz; technisch ordentlich, aber es ändert leider nichts daran, dass die Songs beliebig wirken. Kein Hitpotenzial, nichts zum Mitsummen, kein Wiedererkennungswert. Ich will nicht so fies sein und sagen, dass die Lieder wie aus der KI wirken, aber leider wirken sie wie aus der KI. Und warum alle jungen Leute auf Ariana Grande stehen, bleibt ein Rätsel. Ja, sie macht ihre Sache ordentlich. Aber bei aller Liebe: Sie wirkt ein bisschen öde, auch hier kann man sagen: beliebig, kein größerer Wiedererkennungswert, und ich will ja nicht so fies sein und sagen, dass sie aussieht wie ein Bild aus der KI, aber leider wirkt sie so. Letztlich ist "WICKED" halt gut gemacht, wirkt aber wie von Checkliste produziert, statt von jemandem, der ambitioniert ruft: "Lasst uns mal was machen, was überrascht und mitreißt." Und schlimmerweise ist das Ganze nun auch noch mit unnötiger Überlänge und zudem noch als Mehrteiler produziert. Man hat es ja nicht leicht im Leben. (Haiko Herden)
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