Ein Mädchen rennt durch die Stadt, Blut im Gesicht, ihr Ziel: Eine Autobahnbrücke. Soll sie springen? Rückblende. Irgendwo in einer öden Stadt in der ehemaligen Sowjetunion. Lilja kennt ihren Vater nicht. Wie auch? Ihre Mutter ist eine Prostituierte, sie war niemals gewollt. Ihre Mutter will mit ihrem neuen Freund nach Amerika auswandern, erst in der letzten Minute erfährt Lilja, dass sie nicht mitdarf, sondern alleine zurückbleiben muss. Ihr ohnehin schon wackliges Leben erfährt ohne Mutter viele weitere Einbrüche, der Totalabsturz ist nicht nur vorprogrammiert, sondern unvermeidbar…
„LILJA 4-EVER“. Eine DVD mit einem aquarellfarbenen Cover und einem melancholisch dreinblickenden Mädchen. Was erwartet einen hier? Der Covertext sagt auch gar nichts aus. „LILJA 4-EVER“ ist für mich der moderne „CHRISTIANE F.“. Lange hat man nicht mehr mit einer Person so mitempfunden, wie mit Lilja, dem Mädchen, das niemals eine Chance hatte und trotzdem immer den Willen hat, etwas aus ihrem Leben zu machen, Lilja Forever eben. Doch niemand meint es gut mit ihr (außer einer Person, doch auch das endet tragisch), stetig rutscht sie immer eine Stufe tiefer in den Keller, in die Hölle, immer wieder wird es unerträglicher. Der Regisseur schafft es, dass Ganze ohne Melodram zu erzählen, vielmehr konzentriert er sich auf realistische Aufnahmen und zeigt vielmehr die glücklichen Momente des 16-jährigen Mädchens, doch gerade dieser Kontrast zu den immer ärgeren Abstürzen macht alles so tragisch. Der Film berührt so sehr, er ist schon erschütternd in solch kleinen Bagatell-Szenen, in denen Lilja einen Burger von MacDonalds hinunterschlingt, weil sie unter extremen Hunger leidet. Großes Lob an Hauptdarstellerin Oksana Akinshina, der Regisseur muss sie geliebt haben, ständig sehen wir ihr natürliches Gesicht in Großaufnahme. Dazu ein toller Soundtrack: Rammstein, t.A.t.U., Alphaville, Vivaldi und mehr. Ein einziger Punkt stört etwas, nämlich die Aufnahmen, bei denen sie von ihrem Freund träumt, doch seht selbst, was da stört. Aber das trübt das „Vergnügen“ des Filmes nicht, ich beschwöre jeden, der melancholische, dreckige, realistische Filme liebt, sich „LILJA 4-EVER“ anzuschauen.
Die deutsche Doppel-DVD von Sunfilm präsentiert den Film in Deutsch (DTS, Dolby Digital 5.1, Dolby Surround) und Russisch/Schwedisch (Dolby Digital 5.1, Dolby Surround) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es auf der ersten Disk Trailer zu „TAKESHI KITANO´S DOLLS“, „SECRETARY“, „ZUG DES LEBENS“, „GINOSTRA“ und „SEOM – DIE INSEL“. Die zweite Disk enthält den Trailer (0:30 Min.), den Diakonie-Spot „Krystina“ gegen Prostitution und Menschenhandel, einen Unicef-Spot mit Robbie Williams gegen die Ausbeutung von Kindern (3:00 Min.), ein Interview mit dem Regisseur (93:23 Min.) sowie eine Fotogalerie mit Promofotos und Behind The Scenes-Material (1:23 Min.). (Haiko Herden)
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