 Nach dem frühen Tod seiner Mutter ist Michael Kovak zum jungen Mann herangereift. Er arbeitet im Bestattungsinstitut seines Vaters, zu dem er ein gespanntes Verhältnis hat. Michael entschließt sich, sich an einem katholischen Priesterseminar einzuschreiben, um nicht den Familienbetrieb übernehmen zu müssen, obwohl er Zweifel am Glauben hat. Kurz vor dem letzten Schritt zum Priester will er hinschmeißen, doch sein Priestervater schickt ihn zu einem Exorzismusseminar nach Rom. Auch hier wird Michael von Zweifeln und Skepsis geplagt. Er wird zu dem eigenwilligen Jesuitenpater Lucas geschickt, der Exorzismen durchführt. Michael ist überzeugt, dass es sich bei den angeblich besessenen Menschen um psychisch Kranke handelt, doch bald erlebt er Dinge, die er nicht erklären kann. Schneller als erwartet, muss Michael Kovak selbst einen Exorzismus durchführen…an Pater Lucas. Doch das eigentliche Ziel des angeblichen Dämons ist er selbst…
Ich mag düstere Filme mit religiöser Thematik. „Das Omen“ ist ein Meisterwerk, „Rosemary’s Baby“ und „Der Exorzist“ sind Klassiker und um die Jahrtausendwende entstanden einige gute Filme wie „Stigmata“ und „The Gathering“ so wie eine Menge Schrott in dieser Richtung. Mit „The Rite“ gab es 2011 wieder einmal ein größeres Werk, das vor allem mit dem wunderbaren Anthony Hopkins hervorstechen konnte und zudem angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhte. Nun, man kann dazu stehen, wie man möchte, aber wenn DAS, was in diesem Film gezeigt wird tatsächlich passiert wäre, wäre es auf ewig tief in den Archiven des Vatikan verschwunden und nicht in einem Hollywood-Film einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt worden.
Wie auch immer, die amerikanisch-italienisch-ungarische Co-Produktion ist recht gelungen, einigermaßen düster und zum Ende hin gute Horror-Action. Natürlich steht im Mittelpunkt die starke Präsenz und das Charisma von Anthony Hopkins, da können die anderen Hauptdarsteller Colin O´Donoghue und Alice Braga kaum mithalten, obwohl sie eine gute Leistung abliefern. Überzeugend ist aber natürlich auch Rutger Hauer als Michaels verbitterter Vater.
Insgesamt erzählt der Film eine recht gradlinige Story über Glaubenszweifel. Im Grunde handelt es sich lange um ein Drama, in dem die Exorzismusszenen nur dazu dienen, den Konflikt zwischen religiösem Glauben und wissenschaftlicher Überzeugung in Bilder zu fassen. Im letzten Drittel wird „The Rite“ aber dann doch zu einem reinen Horrorfilm, der die Regeln des Genres erfüllt. Hier wird der Einfluss von „Der Exorzist“ mehr als deutlich, auch, wenn man sich vorher genau über den Film noch ein wenig lustig gemacht hat. Dabei vergisst das Drehbuch zugunsten der Effekte auch gerne mal die Logik. Warum versucht der Dämon unbedingt, Michael davon zu überzeugen, an ihn zu glauben, was ja zur Folge hätte, dass er auch an Gott glaubt und dadurch erst die Macht hat, ihn zu besiegen?
Keine Frage, vor allem zum Ende hin greifen die Regeln eines Hollywood-Films, aber wenigstens ist man nicht der Versuchung erlegen, noch einen typischen Abschluss-Schock einzubauen. Dass man das in Erwägung gezogen hat, zeigt ein (schlechtes) alternatives Ende im Bonusmaterial.
„The Rite“ ist ein guter Film, aber reicht an die großen Klassiker des Genres nicht heran. Dafür fehlen die Überraschungen und man fiebert mit der Hauptfigur nicht genug mit. Ein paar Längen gibt es zudem auch, etwas Straffung hätte dem Film gut getan. Wer aber auf diese Thematik steht, macht sicher nichts falsch, alleine schon wegen Anthony Hopkins.
Die deutsche Blu Ray Disc ist bei Warner Home Video erschienen. Natürlich gibt es an der Bild- und Tonqualität nichts auszusetzen. Deutscher und englischer Ton sind selbstverständlich, dazu gibt es noch weitere Tonspuren in den wichtigen europäischen Sprachen und eine Audiodeskription in Englisch. Zahlreiche Untertitelspuren sind natürlich auch vorhanden. Das Bonusmaterial bietet wie bereits erwähnt ein alternatives Ende und ein paar nicht verwendete Szenen. Im Mittelpunkt steht aber eine kurze Dokumentation über den Priester, auf dessen Leben die Buchvorlage beruht. Mehr als ärgerlich ist, dass Warner Home Video es wieder einmal nicht für nötig hält, ein Wendecover ohne FSK-Kennzeichnung zu spendieren, so dass das Covermotiv komplett zerstört wird. (A.P.)
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